• Im Herzen ruhet tief verborgen,
    Was jeder spürt, und keiner kennt.
    Es regt sich, wenn am jungen Morgen
    In Gold des Aethers Blau entbrennt.
    5 Wir fühlen’s, wenn der Abend sinket,
    Wenn sich die braune Nacht uns naht,
    Wenn Luna’s sanftes Auge winket,
    Umgaukelt’s der Gefühle Pfad.

         Es ist ein wunderbares Wesen,
    10 Und scheint aus...

  • Sechstes Fragment.

    Sehet, so schlürft’ ich hinunter den Becher, himmlischer Liebe,
         Bis geleeret der Kelch seeligen Händen entsank.
    Liebliche Schwachheit folgte dem schnellentflohenen Rausche,
         Und es sank mein Haupt ihr an die ruhige Brust.
    5 Wie der Glocke Ton in milden Lüften verhallet,
         So verhallet’ in uns, Leben, dein stürmischer...

  • Drohende Wetter verdunkeln des Himmels Glanz,
    Wolken verschleyern des Sternengewimmels Tanz,
              Meer, wie du brausest!
              Sturm, wie du sausest!
    5 Blitz, wie so eilig dein Zackenstrahl niederwallt,
    Donner, wie gräßlich dein Schreckenston wiederhallt!
         Sehnsucht, du wilde, o giebst du mir nimmer Ruh?
    Hoffnung, du irre, wo lockt...

  • Siebentes Fragment.

    Immer redet’ ich so, und Svada bewohnte die Lippen,
         Lächelnd hörte sie gern mir, die Schweigende, zu.
    Aber ihr Auge sprach — es sprach, der fest mich umschlungen,
         Oft ihr Arm, wenn er fester den Redner umschloß.
    5 Lange Küsse erregten noch höher die Gluth der Begeistrung,
         Bis Aurorens Glanz golden im Osten erschien,...

  • Zum Himmel streckt’ ich flehend oft die Hände,
         Das unbekannt Ersehnte zu erbitten;
         Ihr Götter, rief ich, viel hab’ ich gelitten,
         Gebt, daß in Ruhe meine Sehnsucht ende.

    5 Daß Zevs im Traum mir das Erflehte sende,
         Glaubt’ ich, als du, die Hohe, kamst geschritten,
         Und als ich mit dem Zweifel lang gestritten,
         Glaubt’...

  • Sie segeln zum verhängnißvollen Hafen,
         Denn ihnen ist des Herrn Geheiß erschollen,
         Zum Port, in dem die Weltgeschicke schlafen.
    Und ob sie selbst, ob die sie sandten, grollen
    5      Dem, was sie thun – die Schlafenden zu wecken
         Gebeut der Herr, und fragt nicht, ob sie wollen.
    Und wie sie zögern noch, im wirren Schrecken
         Vor...

  •      Hört die überweisen Dummen,
    Wie sie maulen, wie sie brummen:
    Holdes Lied sey hohler Klang.
    Dafür wird die Langeweile
    5 Dem unsel’gen Volk zu Theile,
    Mit Gesichtern ellenlang.

         Hört die überdummen Weisen
    Feines Spintisiren preisen,
    Schmähn auf Lieb’ und Sang und Wein.
    10 Seht dann auch der armen Wichter
    Krause...

  • Ist die Zeit auch leicht und flüchtig,
    Mag sie kommen, mag sie gehn,
    Wird doch das, was echt und tüchtig,
    In der flüchtigen bestehn.
    5 Sey’s ein Werk in Erz gegründet,
    Sey’s ein Hauch, ein leichter Schall;
    Immer blitzt es, trifft und zündet,
    Wirkt in langem Wiederhall.

    So dem Tüchtigsten von Allen
    10 Soll heut tüchtig, frei und...

  • Wenn ihr einst den Jüngling wieder sehet,
    Oede Fluren, den mein Herz erkor,
    O dann tritt der holde Lenz hervor,
    Blumen sprießen, wo sein Odem wehet.
    5 Rings umher
    Suchet ihn mein Blick –
    Ach, und er
    Der Geliebte kehret nicht zurück.
         Süßer tönen, Vögel, eure Lieder,
    10 Wenn euch zärtlich des Geliebten Ton
    Seine Liebe...

  • Viertes Fragment.

    Sprich, du liebliche Freundinn, wer wieß dir die Pfade des Rechten,
         Die du freundlich und leicht wandelst mit sicherem Tritt?
    „Geh’ ich die Pfade des Rechten? Ich weiß es nicht, aber es freut’ mich,
         Daß mein Walten und Thun recht dir und löblich erscheint.“
    5 Wie? Nie schien es dir schwer auf deinem Wege zu wandeln,
         ...