• [44] Der Letzte

    Ich habe kein Vaterhaus,
    und habe auch keines verloren;
    meine Mutter hat mich in die Welt hinaus
    geboren.
    5 Da steh ich nun in der Welt und geh
    in die Welt immer tiefer hinein,
    ...

  • [100] DER LETZTE TAG DES VERGANGNEN JAHRS

    Ich ging auf Abenteuer
    Durch finsteres Gassengewirr.
    Ein Fenster in schiefem Gemäuer.
    Inseits ein leises Geklirr
    5 Und ein kleines,...

  • [54] LETZTE ABFAHRT AUS MÜNCHEN

    „Schlafwagen.“ Schön klingt dieses Wort.
    Schlafen und dennoch vorwärts sausen.

    Nun ging ich endgültig von München fort.
    Es standen sieben treue...

  • Wie könnte ich dich verwinden!
    Der Frühling braust und zieht,
    Hoch über tosenden Gründen
    Schreit möwengleich mein Lied.

    Im Forst von knatternden Stämmen
    Stürzt wiehernd des Sturmgotts Gaul,
    Die Donau beißt an den Dämmen
    Sich flockig das schwarze Maul.

    Die brennenden...

  • Hörst du? es mahnt der laue Wind
    draußen in knospenden Bäumen,
    küßt in der silbernen Lenzesnacht
    tausend ahnende Blüten wach —
    treulos tollt er und flieht geschwind,
    kennt kein Träumen und Säumen.
    Doch die Knospen, sie fühlen das Glühen
    des Lebenskusses und müssen blühen.

    Hörst...

  • O Herz, nun alle die Blumen
    und alle die Düfte im Garten
    und draußen in Feld und Wiese -
    Worauf willst du denn warten?

    Kannst du dich nicht ermannen?
    Kannst du denn nicht vergessen?
    So manches Herz hat alles,
    was du beweinst, besessen,

    und mußte es lassen und lernte...

  • Leg auf meine Stirn alle deine Lasten,
    Breite auf mein Bett dein verstörtes Rasten.

    Alle Müdigkeit, die dir andre brachten,
    Laß in meinem Schoß übernachten.

    Glück sind noch für mich deine Schmerzensstunden,
    Wenn sie ihren Weg in mein Haus gefunden.

    Deine Tränen noch, die um...

  • »Ich gehe ins Wasser,« sagte sie leis,
    »Ade!
    Du hast es gut mit mir gemeint.
    So weiß ich einen, der um mich weint.
    Hab Dank!«
    Ich aber sah ihr tiefes Weh
    Und küßte sie, die arm und krank,
    Und sagte: »Geh!«
    (Band 1 S. 45)
    ...

  • Warum er es tat, das war ihm nicht klar,
    Ihm war nicht zum Denken zumute;
    Er wußte nur, daß sie gestorben war
    Und daß sie im Sarge ruhte.

    Da trug er zwei Tage sein großes Weh
    In die Wälder, als müßt' er was suchen,
    Und fand zwei Federchen, weiß wie Schnee,
    Bei des Wildsees blutdunklen Buchen...