• [55] Die Zeit.

    Wenn mich bejahrte Spröden quälen,
    Mir ihrer Jugend Glück erzählen,
    Und auf die ietzgen Zeiten schmählen:
    Wie lang wird mir die Zeit!
    5 Wenn artge Mädchen mit mir spielen,
    Die noch wie ich...

  •      Unaufhaltsam wie auf Sturmes Flügeln
    Schwinden Jahre – Ach, den Flug der Zeit
    Hemmt kein Wünschen, keine Freuden tauchen
    Aus den Wellen der Vergangenheit.

    5      Weh dem Armen, dem am Lebenspfade
    Ungepflückt das kleinste Blümchen blüht,
    Ungehascht der junge May enteilet
    Und des Glückes goldne Hora flieht!

         Bald entflogen ist...

  • [24] Die betrogene Welt.

    Der reiche Thor mit Gold geschmücket,
    Zieht Celimenens Augen an:
    Der wackre Mann wird fortgeschicket,
    Den Stutzer wählt sie sich zum Mann:
    5 Es wird ihr prächtigs Band...

  • Auf blum’gen Bett, am Sommertag,
         Im sommerlichen Kleid,
    Die junge, blühn’de Nelly lag,
         Voll Schlaf und Liebesleid,
    5 Als Willie sie im Wald just fand,
         Er war ihr lang’ schon nachgerannt –
    Er sah, und wünscht’ und wurde roth
         Und bebte wo er stand.

    Die Aeuglein waren beide zu,
    10      Gleich Waffen in der Scheid...

  • [128] Die boshafte Schäferin.

    Thyrsis.
    Der Frühling ist schon wieder da,
    Und du liebst noch nicht, Sylvia?
    Wenn wird einmal dein Herz empfinden!
    Glaubst du, du seyst darzu zu jung?
    5...

  • [118] Die früh aufgehende Sonne.

    Ihr Freunde, wundert euch doch nicht,
    Daß Titan stets so früh erwachet,
    Da mich kaum sein mittäglich Licht
    Zur Mahlzeit wieder munter machet.

    5 Ihr Freunde...

  • Jüngst trank ich einen guten Wein,
         Es war ’ne halbe Kann’, ah! –
    Jüngst schlummerte am Busen mein,
         Die goldgelockte Anna.
    5 Der Jude im Egypterland,
         Verschlingend seinen Manna,
    So hohe Wollust nie empfand,
         Als ich bei meiner Anna.

    [...

  • Wer hebt auf des Entzückens Schwingen
    So mächtig zum Olympus mich empor?
    Hör’ ich nicht ferne Harmonien klingen?
    Wie wird mir? – Nie gehörte Töne dringen
    5 Von jenen Höhen her in mein erstauntes Ohr.

    Ich seh den Aether sich erhellen;
    Die Schöpfung schwimmt in neuem Purpurlicht.
    Ein Jubel steigt, und tausend Stimmen schwellen
    Die weite...

  • [27] Die künftige Zeit.

    Mein Leben eilet schnell dahin,
    Bald bin ich nicht mehr, was ich bin,
    Und meine Kräfte sinken:
    Dann sieht mein abgenützter Blick,
    5 Nicht weiter seines Lebens Glück,
    ...

  • Die lügenhafte Phyllis

    Mein Damon spricht:
    »Kind, lüge nicht!
    Sonst werd’ ich strafen müssen,
    Und dich zur Strafe küssen.«
    5 Er droht mir, sieht verdrießlich aus,
    Und strafet mich schon im voraus.

    Sonst log ich nicht.
    Nun seit er spricht:
    Du sollst mir fein mit Küssen
    10 Die losen Lügen büßen,
    Red’ ich kein wahres...