• [55] Die Zeit.

    Wenn mich bejahrte Spröden quälen,
    Mir ihrer Jugend Glück erzählen,
    Und auf die ietzgen Zeiten schmählen:
    Wie lang wird mir die Zeit!
    5 Wenn artge Mädchen mit mir spielen,
    Die noch wie ich...

  • Der dämon ohne lass mich rings berennt
    Wie eine luft ungreifbar mich umhüllend.
    Ich schlürfe ihn · ich fühle wie er brennt
    Mit einem ewigen schuldigen wunsch mich füllend.

    5 Mit meinem grossen drang zur kunst bekannt
    Gebraucht er manchmal buhlerische ränke.
    In die verführendste gestalt gebannt
    Gewöhnt er mich an die verruchten tränke.

    ...

  •      Unaufhaltsam wie auf Sturmes Flügeln
    Schwinden Jahre – Ach, den Flug der Zeit
    Hemmt kein Wünschen, keine Freuden tauchen
    Aus den Wellen der Vergangenheit.

    5      Weh dem Armen, dem am Lebenspfade
    Ungepflückt das kleinste Blümchen blüht,
    Ungehascht der junge May enteilet
    Und des Glückes goldne Hora flieht!

         Bald entflogen ist...

  • [67] DIE ZWEI POLIS

    Ich drehe aus der Tik
    Niemandem einen Strick.
    Denn wir wollen frei
    Sein in der Republik.

    5 Und wie der Tik so auch der Zei
    Geh ich am liebsten weit vorbei.
    Ich...

  • [30]
    DIE ACHTE ELEGIE
    Rudolf Kaßner zugeeignet
     
    MIT allen Augen sieht die Kreatur
    das Offene. Nur unsre Augen sind
    wie umgekehrt und ganz um sie gestellt...

  • Die achtzeilige Stanze.
    Stanze, dich schuf die Liebe, die zärtlich schmachtende, Dreymal
         Fliehest du schaamhaft und kehrst dreymal verlangend zurück.

  • [72] DIE ALTE JUNGFER

    Niemand zu Liebe, niemand zu Last,
    Ist sie erloschen und verblaßt.

    In ihrem Stübchen sann sie und sann
    Bis ihr einsames Leben darüber verrann.

    5 Keiner hat nach ihr die Hand...

  • [64] DIE ALTE UHR

    Bald hättest, alte Rathausuhr,
    du nimmer dürfen Stunden weisen;
    sie hätten bald in altem Eisen
    versplittert deine letzte Spur.

    5 Der Geizhals hätt zum letzten Mal
    sein Haupt gewiegt in...

  • [115] Die arme Else.

    Die Mutter spricht: „lieb Else mein,
         Du mußt nicht lange wählen;
    Man lebt sich in einander ein,
         Auch ohne Liebesquälen;
    5 Manch’ Eine nahm schon ihren Mann,
         Daß sie...

  • [98] Die arme Frau

    Mein Mann? mein dicker Mann, der Dichter?
    Du lieber Gott, da seid mir still!
    Ein Don Juan? Ein braver, schlichter
    Bourgeois – wie Gott ihn haben will.

    5 Da steht in seinen schmalen...