VI.
Ich bin erwacht von wilden Träumen,
Du aber schlummerst sanft und mild.
Schon will ein Grau die Wolken säumen,
Doch schweigend liegt noch das Gefild.
Da ruht dein Leib! – In sanfte Wellen
Ist aufgelöst der Glieder Pracht,
Die freien Locken überquellen
Des Busens Glanz mit...
-
-
Dein Antlitz ist kein heißer Tag,
Es ist ein milder Mondenschein;
Dein Herz bewegt kein wilder Schlag,
Der Friede Gottes schließt es ein.
Mein Auge glüht, mein Auge ist wild,
Sein einz'ger Friedensstern bist du,
Und Grimm und Schmerz, der in mir quillt,
Legt sich an deiner Brust zur Ruh'.... -
Und weil ich denn von dannen muß,
Und all' mein Glück vergangen,
So laß dich mit bethräntem Kuß
Ach, einmal noch umfangen!
O blick' mir nicht so sehniglich
Hervor aus deinen Thränen!
Es soll hinfort kein Auge sich
Nach dem Verlornen sehnen.
Und wie noch einmal Herz... -
Ich saß in finstrer Trauer,
Mir war das Herz so schwer, -
Da kam aus dunkler Ferne
Einsam ein Stern daher.
Er glänzt wie eine Thräne,
Die stille Sehnsucht weint,
Die wie ein Blick der Hoffnung
Aus treuen Augen scheint.
Den lichten Friedensboten,
Ich hab'... -
Wenn ich mich ganz in jene Helle wende,
Darin mich blendet meiner Herrin lichtes
Angesicht, und ich fühle wie des Lichtes
Zehrende Glut mir schmilzt des Herzens Wände,
Bangt mir, daß sich das Leben von mir wende,
Ich sehe nah das Glimmen meines Lichtes
Und geh wie wer beraubt des Augenlichtes... -
O daß die Liebe mich auf Flügeln trüge
Zu jenen Gründen, wo die ewigstillen
Meerquellen heimwärts in das Urbett quillen,
Heim gleiten in des Ursprungs Felsenkrüge,
O daß die Liebe schützend um mich schlüge
Die Meeresdunklen Falten, die verhüllen,
Mit großem Wogen alles Draußen füllen,
... -
Warum ich dir der Rose Knospen reiche,
Fragst du und stützest mit der Kinderhand.
Deine weiche Wange, die morgenbleiche.
Kaum eine Woche ists, daß ich dich fand.
Kaum eine Woche - und fort muß ich ziehen.
Zu andern Menschen in ein ander Land. -
Wenn diese Knospen sich entfalten, blühen... -
Dich trugen Wogen wunderlich
Geschwind und weich aus Sturz und Tod
Herüber in das Uferschilf -
Wacht auf nun, liebe Augen.
Sieh, dieses Licht ist Tageslicht
Und dieses Grün ist Erdengras.
Du bliebst im Leben. Sieh ich bin
Der stillen Mittagsstunde Gott.
Ich trockne deine Locken... -
Am Abend, da die Lüfte vergingen
Und atmeten, als könnten sies nicht fassen,
Hast du die Hände beide mir gelassen,
Die müde aus der Seide niederhingen.
Am Abend, da die Lüfte aller schwanken
Und willenlosen Blumen Duft entführten,
Hast du den Leib geneigt wie in Gedanken,
Bis meine Lippen... -
Versunken ist der Laubengänge Pracht,
Versunken sind mir Halle, Saal und Zimmer.
Und all mein Tag ist deiner Arme Schimmer,
Die schwarzen Wellen deines Haares alle Nacht.
Das andre rings hat mein nicht mehr Gewalt.
Die Welt wird eng: das Dumpfe wird Gestalt -
Ruhn wir noch eins in unsrer...