Dich trugen Wogen wunderlich
Geschwind und weich aus Sturz und Tod
Herüber in das Uferschilf -
Wacht auf nun, liebe Augen.
Sieh, dieses Licht ist Tageslicht
Und dieses Grün ist Erdengras.
Du bliebst im Leben. Sieh ich bin
Der stillen Mittagsstunde Gott.
Ich trockne deine Locken. -
Mit meiner Nymphen leisem Lied
Und Tanzesschritt und mit dem Ton
Der Flöte weckt ich dich
Wach auf,
Verschlafnes Kind. Ich weiß es wohl,
Du bist des Wachens übermüd.
Denn es entwich, der dich gehegt,
In süßem Dunkel dich beglückt,
Das du verscheucht mit schlimmem Licht. -
Viel zarter als der stolze Gott
Will ich dich hegen, ob ich auch
Nur erdennah in Busch und Rohr
Ein brauner Faun des Schilfes bin
Nicht hold und hehr, nicht schmal und schön,
Nein, kraus und schwer und zottig -
Von meinen Lippen tönt ein Lied
Aus Wiesendunst und Sonnenduft.
An meinen Lippen lernest du
Den feuchten Kuß der Mutterflur,
An meiner Brust das süße Glück
Die treue Glut, das müde Glück
Der früchteschweren Erde -
Keiner Blume Namen nenn ich mein,
Kein Baum ist mir, kein Fluß, kein Teich
Allein zu eigen. Alle doch
Sind mir verbunden, untertan -
Und älter als die Himmlischen
Ist mein Geschlecht, und länger währt
Mein Wandel und Verweilen auf
Dem wandelbaren Boden, Pan
Stirbt später als die Götter -
Du hörst mich kaum. Ich rühme mich
Umsonst vor deiner Müdigkeit,
Du fremdes Weib. Ich weiß, ich weiß,
Du bleibst nicht hier, du suchst den Weg,
Findest den Pfad,
Deine lichten Füße finden den Pfad
Durch müden Sand und scharfen Fels
Der mühevollen Wanderung.
Bis an das Wasser, an das Tor,
Bis an den Thron der blassen Braut
Und wieder an das Licht zurück. -
Du selige, beseelende,
Du gibst dem Gott beschwingte Kraft,
Daß er dich aus der neuen Not
Zu höchstem Glücke hebe. -
Dein Blick zerschmilzt der Mutter Grimm
Dir lächeln alle Himmlischen,
Dir tanzen Flüsse, göttliche,
Den Hochzeitstanz - Du fremdes Weib,
Lieg heute noch im Schatten hier,
Im überwachsnen Uferbusch,
Daß ich auf meiner Flöte dir
Das Lied der Stunde spiele.