• Die Verheißung.

    Dich fand ich oft, wenn längst die Abendröthe
         Im Hain entschlief,
    Und dich der sanfte Klang von meiner Flöte
         Mit Sehnsucht rief.

    5 Hier stand ich, wenn ich dein Gewand erspähte,
         Im Göttertraum;
    Dort kamst du her! dein weißer Schleier wehte
         Um jenen Baum,

    Wie in des Frühlings Hauch die...

  • Was macht nur Gott mit diesem sturm von flüchen
    Der stets zu seinen lieben engeln gellt?
    Wie ein tyrann mit fleisch und wein geschwellt
    Entschläft er sanft bei unsren lästersprüchen.

    5 Das schluchzen aus der richt- und marterstatt
    Gewiss wie ein berauschend opfer lodert ·
    Trotz all dem blut das ihre wollust fodert
    Sind es die himmel immer noch...

  • Felsentochter, die du mit holdem Kosen
    Durch die Wiesen dich schlängelst, und der Ufer
    Mannigfaches Gebild so hell zurückstrahlst,
                        Liebliche Quelle!

    5      Wenn ich sehnend zu dir herab mich neige,
    Strahlt mir deutlich mein Bild aus dir entgegen,
    Doch kaum weich’ ich, so ist das hell gestrahlte
                        Wieder...

  • Die verse widm ich dir wenn meinen namen
    Der zufall in die spätern zeiten bringt
    Und menschen abends dann zu sinnen zwingt
    Wie segel die vom sturm getrieben kamen:

    5 Dass dein gedächtnis dann – verwehte klänge! –
    Den leser quäle wie ein trommellied
    Und durch ein brüderlich und mystisch glied
    An meinen stolzen reimen dauernd hänge.

    ...

  • [27] DIE VERSUCHUNG

    Nein, es half nicht, daß er sich die scharfen
    Stacheln einhieb in das geile Fleisch;
    alle seine trächtigen Sinne warfen
    unter kreißendem Gekreisch

    5 Frühgeburten: schiefe, hingeschielte...

  • Die Verwandlung.

    Seitdem der Mann des Mannes Werth entweihet,
    Betrug und Schmeicheley nicht scheuet,
    Vor jedem Mädchen niederkniet,
    Das schlau, ihn nachzuziehen, flieht,
    5 Und das in jeder Buhlerkunst geübet,
    Den Mann nicht, nur sich selbst und ihre Freyheit liebet;
    Seitdem er es die zweyte Venus nennt,
    Die vierte Grazie, die zehnte...

  • [65]

    Die Verzagten

    Sah in düstern Waldbereichen
    Meiner Heimat Nebel schleichen,
    Und das Herz war tot und kalt.
    Fühlte...

  • [22] Die Vorspiele der Versöhnung

    Korinne schwur, mich zu vergessen:
    Und doch kann sie mich nicht vergessen.
    Wo sie mich sieht, und wo sie kann,
    Fängt sie auf mich zu lästern an.
    5 Doch warum...

  • [14] DIE VORSTADT

    In ihrem Viertel, in dem Gassenkot,
    Wo sich der große Mond durch Dünste drängt,
    Und sinkend an dem niedern Himmel hängt,
    Ein ungeheurer Schädel, weiß und tot,

    5 Da sitzen sie die warme Sommernacht...

  • [32] Die Wünsche.

    Zwey Dinge wünsch ich auf der Erde,
    Ihr Götter, hört mich, sie sind klein:
    Fürs erste, daß aus Wasser Wein,
    So oft ich wünsche, werde!

    5 Fürs andre: werd ich alt und träge...