• Wir gingen durch den Frühlingshain
    In wonnevollem Schweigen;
    Thautropfen hingen, demantrein,
    An Blumen und an Zweigen.

    Der Flieder strömte Balsamhauch
    In leichtbewegte Lüfte,
    Es wogt' und wankte Baum und Strauch
    Voll Blüthen und voll Düfte.

    Wir standen an des Hügels...

  • Könnt' ich mit Dir seyn und bleiben,
    O wie freundlich wär' die Welt!
    Sturm und Wetter möchte treiben;
    Könnt' ich mit Dir seyn und bleiben,
    Wär' mein Himmel aufgehellt.

    Könnt' ich Dir ins Auge schauen,
    Reiner, besser würd' ich seyn!
    O wie wollt' ich Dir vertrauen!
    Könnt' ich Dir...

  • An L.

    Wo die süße Liebe weile,
    Fragst Du, Lina? - Frage nicht!
    Spähe nicht nach weiter Ferne!
    Nach dem goldnen Morgensterne
    Folgt von selbst der Sonne Licht.

    Liebe will gar viel...

  • Lüftchen, das mit warmem Hauche
    Sanft befreit des Baches Lauf,
    Thau, o thaue dort am Strauche
    Bald die kleinen Knospen auf!

    Saß so gern versteckt im Flieder,
    Von der Blätter Dach beschützt,
    Blickte in das Stübchen nieder,
    Wo mein sprödes Mädchen sitzt.

    Doch zuvor am...

  • Ein treues Herz bleibt stark in Muth und Hoffen,
    Wird gleich vom Sturm der Freuden Saat getroffen,
    Sein Glaube hebt es siegend himmelwärts!
    Drum wünsch' ich mir, wenn Leiden mich umstürmen,
    Wenn Wolken sich um meinen Himmel thürmen,
    Ein treues Herz!

    Ein treues Herz beharrt im festen Lieben,
    ...

  • "O selig, wer da reines Herzens ist!
    Gott wird er schau'n;" - So sprach der heilig Reine,
    Beglückt schon hier im seligen Vereine
    Mit dem, deß Arm den Weltenkreis umschließt.

    O selig, wer da reines Herzens ist!
    So rufen wir ihm nach, vom Staub umfangen,
    Bemüht das schöne Kleinod zu erlangen,
    ...

  • Hätt' ich Dich, o hohe, süße Liebe,
    Sollte And'res nie mein Herz begehren!
    Nicht des Wissens schwererrung'ne Schätze!
    Nicht des Glückes, nicht des Reichthums Gaben,
    Nicht das Lob der Welt, so vielgepriesen!
    Du! Du wärest dann mein Ein und Alles!
    In Dir fänd' ich jedes Glückes Krone!

    Hätt'...

  • Bei Gerhard von Kügelchens Gemälde:

    Was sinn't die Stirn in heiliger Verklärung?
    Sehnt nach der Götterheimath fernem Glück,
    Nach ew'ger Liebe seliger Gewährung
    Sich Dein entzückter, sehnsuchtsvoller Blick?...

  • Bei Gerhard von Kügelchens Zeichnung:

    Hoch der Fackel dunkle Gluth geschwungen,
    Die des Siegers luft'ge Bahn erhellt:
    Senket sich zu frohen Huldigungen
    Eros auf die hochentzückte Welt.

    Doch...

  • Du willst es, daß ich von Dir gehe,
    Und machst die Trennung mir zur Pflicht,
    Doch, - ob ich fern von Dir bestehe,
    Dies, Grausame, dies frägst Du nicht.

    Du droh'st dem Freund, und lächelst leise,
    Wenn düster er von Sterben spricht,
    Und beutst ihm tröstende Beweise,
    Daß Leid so leicht ein Herz...