• [79] An ein sterbendes Kind.

    So wandle denn, von Thränen und von Küssen
    Begleitet, deine Bahn;
    Ein kleiner Engel geht voran,
    Und leuchtet dir in deinen Finsternissen.
    5 Des Engels Haupt ist sanftes...

  • [80]
           An eine Sängerin.

    Töne länger, Silberstimmme! klage
         Seelenwohllaut tiefer mir in’s Herz!
    Ach! wie Augenblick’ entflöhen Tage
         Mir in Thränen, mir bei Orpheus Schmerz...

  • Schlummre sanft! Um dich, du Engel, müssen
         Himmelspalmen Kühlung wehn;
    Blümchen dir im Quell des Lebens sprießen,
         Und dein Schutzgeist um dich stehn!

    5 Milde Träume lieblich dich umschweben,
         Ach! und deines Dichters fernes Bild
    Dich in nie gewohnter Näh’ umschweben
         In der Dämm’rung Nebel eingehüllt!

    Daß verschleyernd...

  • [23] An einen Autor

    Mit so bescheiden stolzem Wesen
    Trägst du dein neustes Buch – welch ein Geschenk! – mir an.
    Doch, wenn ich’s nehme, grundgelehrter Mann,
    Mit Gunst: muß ich es dann auch lesen?

  • [96] An einen Bach im Winter.

    Du rauschest, sanfter Bach, auch nicht für Freuden mehr?
    Kein Blümchen spiegelt sich in dir:
    Vom Schnee bedeckt, vom Eise schwer,
    Gleichst du, ja gleichst du mir.

    5...

  • An einen Freund.

         Wehre nicht der Liebe, wenn im Lenze
    Deines Lebens sie dein Herz beschleicht,
    Wenn sie deiner Locke Blumenkränze,
    Süßen Nektar deiner Lippe reicht!

    5      Nimmer darfst du dich der Regung schämen,
    Die den jungen Busen schwellend hebt,
    Darfst ihr nicht den raschen Fittig lähmen,
    Der in Kühnheit zu den Wolken strebt...

  • Feuchtes Siegel sanfter Triebe
         Künft’gen Glückes Vorgenuß,
    Süßes Band der jungen Liebe,
         Herzensblümlein, Mädchenkuß.

    5 Sprechend Schweigen, stumm Erklären,
         Feuerquell und Kindlichkeit,
    Bittend Schmeicheln, keusch’ Gewähren,
         Morgenroth der schönsten Zeit.

    Und, bei’m Abschied, frohes Klagen,
    10      Wenn die...

  • [93] An einen jungen Prahler.

    Dir hat, wie du mir selbst erzählt,
    Es nie an Phillis Gunst gefehlt.
    Du sprichst, dir hab sie viel erlaubt,
    Und du ihr noch weit mehr geraubt.
    5 Doch jezt...

  • An mein Reitpferd.

    O Thier, das schnell wie Wolkenflug
    Mich oft zu Linas Küssen trug,
    Dir Dank und Lohn zu geben
    Soll dich mein Lied erheben.

    5 Oft eiltest du bei Sturm und Nacht
    Von ihr gewünscht, von ihr gedacht,
    Auf dir bekannten Wegen
    Der Wartenden entgegen.

    Du schliefst im Gras, wenn leise sich
    10 Mein Schritt am...

  • [8] An meine Eltern.

    Ihr, die Jehovahs: Sterbet! aus dem Kreise
    Der Zeitlichkeit mir allzufrüh entrückt,
    Ihr, die ihr nun nach guter Engel Weise
    Auf mich herniederblickt.

    5      Mein Vater, du, den ich nur...