• Eine flache Furche bedeckt den goldenen Samen,
         Eine tiefere deckt endlich dein ruhend Gebein.
    Pflüge fröhlich und säe, hier keimet Nahrung dem Leben,
         Und die Hoffnung entfernt selbst von dem Grabe sich nicht.

  • Wer bist du? wie zur Beute, breitet
    Das Unermeßliche vor dir sich aus,
    Du Herrlicher! mein Saitenspiel geleitet
    Dich auch hinab in Plutons dunkles Haus;
    5 So flogen auf Ortygias Gestaden,
    Indeß der Lieder Sturm die Wolken brach,
    Dem Rebengott die taumelnden Mänaden
    In wilder Lust durch Hain und Klüfte nach.

    Einst war, wie mir, der stille...

  •      Sie machen vom Phythagoras viel Wesen,
    Als wär ein solcher Mann noch nie gewesen.
    Er ist vielleicht ein Lumen bey den Alten;
    Doch sollt’ er uns die Stange halten?
    5 Was meinst du, Kunz, auf deine Ehr?

  •      Laß mein Aug’ den Abschied sagen,
    Den mein Mund nicht nehmen kann!
    Schwer, wie schwer ist er zu tragen!
    Und ich bin doch sonst ein Mann.

    5      Traurig wird in dieser Stunde
    Selbst der Liebe süßtes Pfand,
    Kalt der Kuß von deinem Munde,
    Matt der Druck von deiner Hand.

         Sonst, ein leicht gestohlnes Mäulchen,
    10 O wie hat...

  • Der Abschied.
    Den 20ten Juny 98.

    Dicht wob der Linde säuselnd Dach
         Den Schatten um mich her,
    Es schäumte silberklar der Bach
         Vom schilfumrankten Wehr,
    5 Mit dunklem Purpurlicht umgoß
         Das Abendroth den Hayn,
    Und rosig in der Quelle floß
         Der zarte Widerschein.

    Und wie die Welle sank und schwoll
    10...

  • Der Arzt.

         Von der Krankheit Glut verzehret
    Lag des Königs einz’ger Sohn.
    Alles, was die Kunst gewähret,
    Ward zur Rettung seines Lebens
    5 Angewandt, doch nur vergebens;
    Allem sprach das Uebel Hohn.
         Und der Vater saß am Bette,
    Sah des Sohnes Leben fliehn:
    O wer ist, der mir ihn rette?
    10 Alle Schätze, alle Gaben,...

  • Der Bach.

    Lieblicher fleußt, o Bach, die stille Lethe
          Durch Elysiens Fluren nicht; es sprudelt
               Heller nicht Blandusiens hochgepries’ne
                    Silberne Quelle.

    5 Banges Entsetzen faßt auch sel’ge Schatten
          Dem Letheischen Strom sich nahend; ach! er
               Beut der Qual des Lebens, doch auch der schönen...

  • [98]

     Der Bauer.

         An seinen Durchlauchtigen Tyrannen.

         Wer bist du, Fürst, daß ohne Scheu
    Zerrollen mich dein Wagenrad,
    Zerschlagen darf dein Roß?

         Wer bist du, Fürst, daß...

  • Der Besuch.

         Meine Liebste wollt ich heut beschleichen,
    Aber ihre Thüre war verschlossen.
    Hab ich doch den Schlüssel in der Tasche!
    Oeffn’ ich leise die geliebte Thüre!

    5      Auf dem Saale fand ich nicht das Mädchen,
    Fand das Mädchen nicht in ihrer Stube,
    Endlich da ich leis die Kammer öfne,
    Find ich sie, gar zierlich...

  • [54] Der Betrug.

    Ich trink, und oft betrink ich mich,
    Mein Mädchen, auf dein Wohlergehen!
    Da solltest du den Vater Bacchus sehen:
    Er denkt, und brüstet sich,
    5 Es sey blos ihm zum Trost geschehen.

    Der...