• [104] STILLE WINTERSTRASSE

    Es heben sich vernebelt braun
    Die Berge aus dem klaren Weiß,
    Und aus dem Weiß ragt braun ein Zaun,
    Steht eine Stange wie ein Steiß.

    5 Ein Rabe fliegt, so schwarz und...

  • [53] Stiller Besuch.

    An einem Tag, da Haus und Halde schwieg,
    Lag ich auf meinem Ruhebett und schaute
    Verhalt’nen Atems meinem Söhnlein zu,
    Das fromm aus Hölzern einen Tempel baute.

    5 Am Fenster lag im...

  • [58] Stimme auf einer steilen Treppe

    Drei Söhne hab’ ich bei die Ulanen verloren,
    Mein Mann fiel aus dem dritten Stock.
    Aber – es wird lustig weitergeboren!
    Ich habe nur noch den einen, den...

  • Sie segeln zum verhängnißvollen Hafen,
         Denn ihnen ist des Herrn Geheiß erschollen,
         Zum Port, in dem die Weltgeschicke schlafen.
    Und ob sie selbst, ob die sie sandten, grollen
    5      Dem, was sie thun – die Schlafenden zu wecken
         Gebeut der Herr, und fragt nicht, ob sie wollen.
    Und wie sie zögern noch, im wirren Schrecken
         Vor...

  •      [21] STIMMEN

                             Er:
    Laß mich allein, ich falle zur Beute
    Dem, was die tiefste Schmach du nennst.
    Das »Morgen« gilt mir nicht, nicht mehr das »Heute«,
    Nur eine Stunde noch, die du nicht kennst...

  • [6]

     Stimmen des Palatin.

    Stachelfeigen und Kakteen
    Prunken jetzt im Heiligthum
    Cäsars, und die Palmen wehen
    Kühlung in’s Triklinium.

    5 Wo die Füße scheuer Sklaven
    Lautlos...

  •      Nach Mittage saßen wir
    Junges Volk im Kühlen;
    Amor kam, und stirbt der Fuchs
    Wollt’ er mit uns spielen.

    5      Jeder meiner Freunde saß
    Froh bey seinem Herzchen;
    Amor blies die Fackel aus,
    Sprach: hier ist das Kerzchen.

         Und die Fackel, wie sie glomm,
    10 Ließ man eilig wandern,
    Jeder drückte sie geschwind
    ...

  • [57] Stoßseufzer.

    Unbequemer neuer Glauben!
    Wenn sie uns den Herrgott rauben,
    Hat das Fluchen auch ein End’ –
    Himmel-Hergott-Sakrament!

    5 Wir entbehren leicht das Beten,
    Doch das Fluchen...

  • [105] Stoffwechsel

    „Wie glüht er im Glase! Wie flammt er so hold!
    Geschliffnem Topase vergleich ich sein Gold.“
    Ich aber meinte den Urin
    Und dachte mich in Groß-Berlin.
    5 Und dachte eine junge...

  • [107] STRASSENERLEBNISSE

    Mir ist wieder manches begegnet.
    Es hat Bindfaden geregnet.
    Das Wasser bepinkelte Straßen und Gassen,
    Und ein verregneter Sprengwagenlenker
    5 Fluchte den...