• Zwielicht … Sterbend hängt die scharfe
    Zunge aus dem Lästermaul.
    Sieh, nun weint dein König Saul,
    und dein David singt zur Harfe.
    5 Alle Kleider sind zerrissen,
    die den alten König schmückten;
    brütend hört er den Entzückten
    nahen aus den Finsternissen.

    Goliath tot! den König schauert;
    10 seine Schwermut ahnt ihr Ende.
    Und...

  • – Kaffee, Branntwein, Bier –
    im Spelunkenrevier,
    und ein Lied scholl rührend durch die Thür;
    und das sangen und spielten die traurigen Vier,
    5 ein Vater mit seinen drei Töchtern.
    Er stand am Ofen, die Geige am Kinn
    schief neben ihm hockte die Harfnerin,
    [...

  • Kommst du, Grollender?
    tief von Unten?
    Ueber Felsen und Wolken:
    suchst du mich, im dunkeln Mantel Du,
    5 schwarzgekrönter Wetterriese,
    mit der bleiernen Stirne?

    Höher doch! näher! herauf zu mir,
    mir und meiner Sonne,
    die hier mein zitternder Arm sich
    10 vom Himmel riß,
    die mich erleuchtet,
    von mir umglüht,
    sie...

  • Und einen Feldweg, und um Morgengrauen,
         die kahlen Bäume stehen da wie tot,
         ich aber wandre, ohne aufzuschauen.
    Ich fühle eine Furcht; und Regen droht.
    5      Ich höre den gedüngten Acker schweigen;
         und heute wird kein Morgenrot.
    Die Straße teilt sich. In den schwarzen Zweigen
         sagt keine Tafel mir die rechte Spur:...

  • Wie rinder sinnend auf den uferkieseln
    So blicken sie zum fernen himmelsrand ·
    Mit sanftem sehnen und mit fieberrieseln
    Verschlingt sich fuss mit fuss und hand mit hand.

    5 Die einen beichten ihrer herzen triebe
    Im dunklen busch und an des baches saum ·
    Sie reden von der bangen kindheitliebe
    Und ritzen schrift in einen jungen baum.

    [...

  •      Verdroß’nen Sinn im kalten Herzen hegend,
    Reis’ ich verdrießlich durch die kalte Welt,
    Zu Ende geht der Herbst, ein Nebel hält
    Feuchteingehüllt die abgestorbne Gegend.

    5      Die Winde pfeifen, hin und her bewegend
    Das rothe Laub, das von den Bäumen fällt,
    Es seufzt der Wald, es dampft das kahle Feld,
    Nun kommt das Schlimmste noch, es...

  • [51]
    VERFALL
    Am Abend, wenn die Glocken Frieden läuten,
    Folg ich der Vögel wundervollen Flügen,
    Die lang geschart, gleich frommen Pilgerzügen,
    Entschwinden in den herbstlich klaren Weiten.

    5 Hinwandelnd durch...

  • [107] Verfehlte Nacht

    Heute wollte die Gnädige bei mir schlafen –
    und ich freute mich auf unsres Glückes Hafen.

    Aber die, die längstens in den Gräbern ruhen,
    weiß betogat und mit weißen Schuhen,

    5 jene...

  • [108] VERFLUCHT UND ZUGENÄHT

    Man sollte den Gesetzen
    In Kleinigkeiten
    Ein Bein stellen und sie verletzen
    Und sie, von Gönnern geldunterstützt,
    5 Überschreiten.
    Man sollte den...

  • [43] Verfluchte Schweinerei

    Verfluchte Schweinerei,
    Als man mich machte,
    Da war ich nicht dabei,
    Und meine Mutter lachte. –
    5 Und als ich kam, ich dachte,
    Ich wüchse wie bisher,
    Zög still als Wolke überm Meer –
    Aber Wolke wurde Regen,
    Aber Regen wurde Quelle,
    10 Und nun wälze ich gewaltsam
    Meine Welle
    Hin zum...