• Du Vertraute meiner Räusche,
    heiliger Nächte stiller Glanz,
    Ganz-Verlorne, Trunken-Keusche,
    die du trugest meinen Kranz,

    sieh, dich muß ich jäh verlassen,
    lächelnd eben noch beglückt;
    will erblindend ich dich fassen
    bin ich sehend schon entrückt.

    Denn nach heißer...

  • Du Bändiger der liebsten losen Flechten
    den ich erwacht in meinen Kissen fand
    was sprichst du tags noch von verschwiegenen Nächten,
    von Glut und Kuß und aufgegebenen Rechten
    die schon der graue Morgen mir entwand?

    Nun wirst du gehn und wirst sie wieder zwingen
    die braunen Schlangen die mit scheuer...

  • Weite Welt, weite Welt,
    wie fremd liegst du vor mir.
    Nun, da mein heimlich Glück zerfällt,
    kehr wieder ich zu dir.

    Ungeliebt, ungesellt
    soll ich nun fort von ihr -
    Weite Welt, weite Welt,
    wie fremd liegst du vor mir. (S. 61)...

  • Flieg dahin, Lied!
    Flieg dahin, Lied!
    Und tröste die Liebste mir.
    Wo sie's hin zieht,
    wo sie hin flieht,
    da setze dich stille zu ihr.

    Sing nicht laut, Lied!
    Sing ihr traut, Lied!
    Und hab deines Sanges wohl acht,
    ob sie weint, heiß,
    ob sie lacht, leis,...

  • Sprach die Geliebte: "Mir ist
    als müßte ich's jemand danken
    nur daß du bist."
    Und ihre schlanken
    Hände begannen die Schläfen mir leis zu umschmeicheln
    und hatten dabei eine fremde besondere Weise.

    Nach einer Weile sagte sie leise:
    "Wenn du heimgekommen
    sollst deine Mutter du von...

  • Tot lagen zwei Königskinde
    die sich zu sehr geliebt.
    Da weint Hof und Gesinde.
    Ein Grab man ihnen gibt.

    Der König in seinem Leide
    läßt hauen aus edlem Stein
    seiner liebsten Augenweide
    einen kühlen Totenschrein.

    Er will nicht daß sie wesen,
    beruft seiner...

  • O braune Augen, Blicke abgewendet,
    O heiße Seufzer, o vergossene Tränen,
    O dunkle Nächte hingebracht in Sehnen,
    O lichte Tage nutzlos hinverschwendet;

    O Traurigkeit, o endloses Begehren,
    O Stunden die vertan, wehes Entsetzen,
    O tausend Tode rings in tausend Netzen,
    O schlimmer Qualen noch...

  • Nun stehn die Hirsche still auf dunklen Schneisen,
    die Löwen stehen still im Felsentor;
    nun schweigen Nachtigallen ihrer Weisen
    und Sterne, Sterne hören auf zu kreisen
    und aus den Sonnen tritt kein Tag hervor.

    In gleiche Nacht sind wir nun eingetaucht,
    in gleichen Tag und wieder Tag und Nacht,...

  • Hat dich heiliger ein Hauch berührt?
    Hat die Sonne heißer dich gegrüßt?
    Bist vom Blühen wilder du verführt?
    bist von Sehnsucht tiefer du versüßt?

    Schreite selig in dein Licht empor.
    Schnell verflogen ist was schwert und trübt.
    Raunt es dir das Leben doch ins Ohr:
    Tausend tausendfach bist du...

  • Schlief die Liebe daß sie nun erwachte,
    da sie keiner von uns aufgeweckt?
    da es keiner wagte, keiner dachte,
    da wir zitterten vom Glück erschreckt?

    Nacht umstand uns und die Sterne zogen
    uns vorbei zu stillen Bergen hin.
    Lied der Grillen schwang und Düfte flogen
    über unsre offenen Seelen hin...