Tot lagen zwei Königskinde
die sich zu sehr geliebt.
Da weint Hof und Gesinde.
Ein Grab man ihnen gibt.
Der König in seinem Leide
läßt hauen aus edlem Stein
seiner liebsten Augenweide
einen kühlen Totenschrein.
Er will nicht daß sie wesen,
beruft seiner Ärzte Kunst,
läßt Öle und Narden erlesen
für eine letzte Gunst:
"Tod soll sie nicht versehren,
ihr Blühen nicht vergehn." -
Da sieht man mit Messern und Scheren
sie über den Leichen stehn.
Bereit sind Öle und Narden
und Spezerei zu hauf.
Es tun von langen zarten
Schnitten die Leiber sich auf.
Die Ärzte zu Tod erbleichen,
zu stumm für einen Schrei:
Kein Herz lag in seiner Leichen,
in ihrer lagen zwei.