Rudolf G. Binding

  • Auf meinem Bette Mondenschein,
    so weiß wie Reif und in dem Busch
    ein Vogellied, von Lieb ein Lied,
    von Liebe, stundenlang.

    Ich schaue auf, und schau hinein
    ins stille Mondesangesicht,
    und senk das Haupt, und bin...

  • Durch Sonnen ging ich und achtet' der Sonne nicht.
    Durch Nächte und ich achtete nicht der Nacht.
    Da war kein Licht und war keine Finsternis
    in meinen Sinnen, da war nicht Raum noch Zeit.

    Nachtwandelnd schritt ich auf einem Grat dahin....

  • Morgenwind,
    keuschester,
    bist du der liebste mir
    weil deines unerschrockenen Fittichs
    Saumfedern eine
    nahe der Erde streifend
    sie traf, die ferne, die Freundin?
    weil ihres Haares ein Löckchen
    ...

  • Dicht geklammert auf rauchende Rücken,
    nieder auf spritzende Mähnen sich bücken,
    baden in heißen Fontänen der Nüstern,
    nach ihren heißesten Strömen lüstern,
    drunten Gewölk und Gewitter der Hufe,
    hinten unmächtig zerflatternde...

  • Dämmerung. Frühgrau. Es tropfen die Bäume.
    Tief duftet die Welt von der Liebe der Nacht.
    Noch schaust du mir nach von der Pforte des Gartens.
    Doch da ich mich wende verschlingt dich das Grau.

    O heimliche Morgen der wahrhaft Geliebten....

  • Eine Frau bat einmal ihren Geliebten ihr von einem Wege
    in die Stadt eine Schachtel Konfekt mit nachhause zu bringen.
    Dem Mann gefiel der Wunsch der Frau nicht:
    seine Erfüllung erschien ihm zu gering...

  • Mit dem Zweig von Blüten schwer
    und schwer von Morgentau
    schlag ich an deine Fensterwehr,
    du allerschönste Frau.

    Und hoch im Bügel heb ich mich
    und schwinge meinen Zweig.
    Da regnen Blüten über dich
    ...

  • Sie zu lieben -! Welches Schicksal
    ist in der Liebe den Menschen bereitet!

    Dies war Ogygia -
    aber Ogygia
    ist es nicht mehr.
    Mit fliehendem Mast
    und verlangendem Segel
    im Hafen das Schiff
    ...

  • Einst nach Umarmungen
    sind wir uns ferne.
    Einst nach Erwarmungen
    sind wir wohl Sterne.

    In die verwobenen
    Bahnen gebahnt:
    wir, die Erhobenen
    werden geahnt:

    "Dort die Erbarmende -...

  • Wo groß das Weite ist
    das Große weit,
    wo Meere in erhabner Einfachheit
    in Meere schreiten um sich zu genügen -
    da stand die Göttin in den Sternenflügen
    der hellen Nächte - und Ulyß bei ihr.

    Und was sie war das...