• Der Himmel gieng aus allen Fugen,
    Die ganze Erde hat gebrannt,
    Als dich davon die Wagen trugen,
    Ich aber stand wie angebannt.

    Sie durften jubelnd dich empfangen,
    Als müßte sich's von selbst verstehn;
    Wie mir der Tag dahin gegangen,
    Kein Menschenauge hat's gesehn.

    Sie...

  • Ich bete alle Tag' und Stund
    Um Glück für seine Seele,
    Mit Freud' schaff' ich die Hände wund,
    Wenn ich von ihm erzähle,
    Und wenn der Tag hinunter geht,
    Mein Liebster nur ist mein Gebet.

    Ein Gärtlein hab' ich ihm gesät,
    Das gibt so frische Kühle,
    Und wenn die Sonne drüber steht,...

  • Komm, du Ersehnter, im lieblichem Traume,
    Stille mein Dürsten mit labendem Schaume
    Aus dem erquickenden Kelche der Nacht. -
    Die ihr den herrlichen Freund mir entrisset,
    Euch ist vergeben, weil ihr nicht wisset,
    Wie ihr mir Pein und Verzehren gebracht.

    Quälende Sonne! Beschämt und verlassen
    ...

  • Flammender Glaube, heldengroß
    Jegliches Höchste wagend,
    Stürme des Zweifels, hoffnungslos
    Schiffer und Boot verschlagend,
    Geister der Qual und Dämonen der Lust,
    Himmel und Hölle in Einer Brust!

    aus: Gedichte von J. G. Fischer
    ...

  • Heim auf des Abends
    Schweigenden Pfaden
    Wandelt ein müdes,
    Glühendes Mädchen,
    Schlaf von dem Haupt ihr
    Hängen die Locken.

    Aber ihr scheues
    Auge will fragen:
    "Sage, Geliebter,
    Wie mir so süßes
    Müdsein die Seele
    Heute beschlichen,
    ...

  • Das Mägdlein sprach: "Lieb Knabe mein,
    Nun sag' mir, was ist mein und dein?"

    Der Knabe sprach: "Lieb Mädchen mein,
    Dein schönes Auge das ist dein,
    Und drein zu schauen das ist mein;
    Dein rother süßer Mund ist dein,
    Dich drauf zu küssen das ist mein;
    Nun thu' mir auf die Arme dein,...

  • Ich hab' gelernt die Frauenliebe loben,
    Geliebte, bei des Frühlings Nachtigallen,
    In's dichte Laub sind küssend sie gefallen,
    Dann hat der Gatte singend sich erhoben.

    Dein blüh'nder Leib, aus Duft und Licht gewoben,
    Dein heil'ger Kuß, dein tiefes Aug' vor allen
    Hat mich, o Mädchen, von den Nachtigallen...

  • Ich liege so froh, so selig,
    Geliebte, in deinem Arm,
    Die Küsse sind unzählig,
    Und immer neu und warm.

    O Liebe, du hoher Name,
    Nur größer, je mehr du liebst!
    O Liebe, du wundersame,
    Nur reicher, je mehr du gibst!

    Und höher ist an Ehren
    Eine Mutter nur...

  • Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
    O wende nicht dein schönes Aug' von mir,
    Red' ich von unsrer Liebe Glück mit dir,
    Die du mein Alles bist!

    Du weißt es wohl, daß du mein Alles bist;
    O sieh beneidend nicht den Blumen nach,
    Die früh im Lenz die Hand des Todes brach,
    Die du mein Alles...

  • Und stehen denn die Berge noch?
    Zerbrach der Himmel nicht,
    Als Erd' und Himmel mir versank
    Mit zweier Augen Licht?
    O Welt, wie magst du noch bestehn,
    Wenn deine Leuchten untergehn!


    aus: Gedichte von J. G. Fischer
    ...