Ich bete alle Tag' und Stund
Um Glück für seine Seele,
Mit Freud' schaff' ich die Hände wund,
Wenn ich von ihm erzähle,
Und wenn der Tag hinunter geht,
Mein Liebster nur ist mein Gebet.
Ein Gärtlein hab' ich ihm gesät,
Das gibt so frische Kühle,
Und wenn die Sonne drüber steht,
So deck' ich's vor der Schwüle;
Er weiß nicht, daß ich's ihm gesät:
Mein Liebster nur ist mein Gebet.
Mit reichen Ehren mag die Stadt,
Mit Würden ihn bedenken,
Wie ihn mein Herz in Ehren hat,
Kann ihn kein Mensch beschenken;
Ich habe nicht auf Gold gesät,
Mein Liebster nur ist mein Gebet.
Ich geh' zum Thau ins Gartenland
Und wasch' mir ab die Thränen,
Man gibt ihm einer Andern Hand,
Wer fragt nach meinem Sehnen?
Doch ob mein Stern hinunter geht,
Mein Liebster nur ist mein Gebet.
aus: Gedichte von J. G. Fischer
Dritte vermehrte und aus verschiedenen Sammlungen
vervollständigte Auflage
Stuttgart Verlag der J. G. Cotta'schen Buchhandlung 1883