• Meiner schlafenden Zuleima
    Rinnt auf’s Herz, ihr Thränentropfen;
    Dann wird ja das süße Herzchen
    Sehnsuchtvoll nach Abdul klopfen.

    5 Meiner schlafenden Zuleima
    Spielt um’s Ohr, ihr Seufzer trübe;
    Dann träumt ja das blonde Köpfchen
    Heimlich süß von Abduls Liebe.

    Meiner schlafenden Zuleima
    10 Ström’ auf’s Händchen, Herzblutquelle,...

  • [42]

     Sta. Cecilia in Trastevere.

    (Von Maderna.)

    Vor deinem Bildnis bin ich hingesunken,
    O Jungfrau, – Überwind’rin – Heldin du!
    Und hab’ verschmachtend tief in mich getrunken...

  • Stanzen
    an den Leser.

         Die Muse schweigt, mit jungfräulichen Wangen,
    Erröthen im verschämten Angesicht,
    Tritt sie vor dich, ihr Urtheil zu empfangen,
    Sie achtet es, doch fürchtet sie es nicht.
    5 Des Guten Beifall wünscht sie zu erlangen,
    Den Wahrheit rührt, den Flimmer nicht besticht.
    Nur wem ein Herz, empfänglich für das Schöne,...

  • Steht ein Baum im schönen Garten
    Und ein Apfel hängt daran,
    Und es ringelt sich am Aste
    Eine Schlange, und ich kann
    5 Von den süßen Schlangenaugen
    Nimmer wenden meinen Blick,
    Und das zischelt so verheißend
    Und das lockt wie holdes Glück!

  • Stella an den Geliebten.

    Könnt’ ich dein Herz für mich allein gewinnen,
    Ich tauschte nicht mit großen Königinnen;
    Ich würd’ entzückt den Rest von meinem Leben
    Für deine Küße geben.

    5 O! fühltest du der Seele banges Schmachten,
    Du würdest mehr auf Stella’s Blicke achten,
    Und nicht gleich einem Schmetterlinge fliehen,
    Wo Rosen für dich...

  • [172]
     IV.
     Sterbende.

    Flogest aus nach Sonn’ und Glück,
    Nackt und schlecht kommst du zurück.
    Deutsche Treue, deutsche Hemde,
    Die verschleißt man in der Fremde.

    5 Siehst sehr sterbebläßlich aus,...

  •      Sterne mit den goldnen Füßchen
    Wandeln droben bang und sacht,
    Daß sie nicht die Erde wecken,
    Die da schläft im Schooß der Nacht.

    5      Horchend stehn die stummen Wälder,
    Jedes Blatt ein grünes Ohr!
    Und der Berg, wie träumend streckt er
    Seinen Schattenarm hervor.

         Doch was rief dort? In mein Herze
    10 Dringt der Töne...

  • [35]
              Sternenlose Nacht.

         Wie ohne Spur die Tage mir verschweben!
    Auch dieser, unbeklagt, sank in die Fluten;
    Er glich den andern. Kommen noch die guten?
    Ich will zur Nacht mein...

  •      Still ist die Nacht, es ruhen die Gassen,
    In diesem Hause wohnte mein Schatz;
    Sie hat schon längst die Stadt verlassen,
    Doch steht noch das Haus auf demselben Platz.

    5      Da steht auch ein Mensch und starrt in die Höhe,
    Und ringt die Hände, vor Schmerzensgewalt;
    Mir graust es, wenn ich sein Antlitz sehe, –
    Der Mond zeigt mir meine eigne...

  • [121]
     Tiberius.

     1.

    Still lag das Meer; die Höh’, die wir erklommen
    Erstrahlte in des Abends satter Gluth
    Und durch die Lüfte kam ein Hauch geschwommen,
    Geheimnisvoll erregend Hirn...