• Bettle nicht vor mir mit deinen Brüsten,
    deinen Brüsten bin ich kalt;
    tausend Jahre alt
    ist dein Blick mit seinen Lüsten.

    5 [225] Sieh mich an, wie Du als Braut gethan:
    mit dem Blick des Grauens vor der Schlange!
    ...

  • Aus Mannesadel wächst des Weibes Tugend;
    er träumt ein Ziel, sie soll es ihm gebären.
    Des Griechen Schönheitsinbrunst sah die Sphären
    beherrscht von Aphroditens Reiz und Jugend;

    5 [217] dem Christen aber ward die Reinheit...

  • Träume, träume, du mein süßes Leben,
    von dem Himmel, der die Blüten bringt;
    Blumen winken da, die beben
    von dem Lied, das deine Mutter singt ...

    5 Träume, träume, Knospe meiner Sorgen,
    von dem Tage, da die Blume sprießt,
    von dem hellen Blütenmorgen,
    da dein Seelchen sich der Welt erschließt ...

    Träume, träume, Blüte meiner Liebe,...

  • Der Himmel gähnt, der Tag ist auferstanden,
    ich habe nun genug geschaut nach Osten;
    die Seele will in ihren Abendlanden
    Vollendung kosten.
    5      An dem Thor des neuen Evagartens
         steht ein knöchernes Gerippe,
         mit dem Ausdruck des Erwartens,
         aber nicht mehr in der Faust die Hippe.
    Sein Scheitel schimmert; eine Pfauenfeder...

  • Eine rote Feuerlilie schreitet
    riesig durch die Weltennacht.
    Von der Sonne bis zum Sirius breitet
    sich ihr Scharlachkelch. Der Schacht
    5 des gezähnten Schlundes kocht von Gluten,
    düster flammt des Rachens Zackenfirne;
    um die wirbelnden Gestirne
    schlingt sie hungrig ihre Samenruten.

    Gelb aufzüngelnd schlürft sie die getrennten
    10...

  • Aber nicht wieder! nein, nie wieder!
    Ja, du wolltest mich beglücken:
    wie sie an dein Fleisch sich drücken,
    diese kleinen nackten Glieder.
    5      Aber mir diese Lust beschauen,
         ist mir ein Grauen.

    Zu tief sah ich unsrer zahmen Katze
    in die mütterlichen Augen,
    wie sie ließ die Jungen saugen
    10 unter der steifen, scharfen Tatze...

  • Und jenes letzte Mal. Im Nachtcafé
    der Vorstadt wieder, müde vom Geruch
    der schwülen Sofaplüsche und des Punsches,
    der vor mir glühte, und vom Frauendunst
    5 der feuchten Winterkleider; müde, lüstern.
    [207] Die...

  • Auch vorbei; und sieben Kreuze
    hinter Jede! mein Gelüst ging irr.
    Aber – ich brauche tiefere Reize:
    Dich: komm, liebe dich vor mir!

    5 Dich nur, Dich nur: deine genossenen Blicke
    und deine bittende Scham und deine treuen
    Hände lieb’ich … ja, entzücke
    mich mit Deinen Rasereien!

    Oh Du! wenn die Knospen deiner müden
    10 Brüste unter...

  • O daß der Kuß doch ewig dauern möchte,
    – starr stand, wie Binsen starr, der Schwarm der Gäste;
    der Kuß doch ewig, den ich auf die Rechte,
    tanztaumelnd dir auf Hals und Brüste preßte!

    5 Nein, länger duld’ich nicht dies leere Sehnen,
    ich will nicht länger in verzücktem Harme
    die liebekranken Glieder Nächtens dehnen;
    „O komm, du Weib!“ entbreit’...

  • Charfreitagsruhe. Fühlst du’s auch:
    dies bange Grün und diesen Hauch,
    der drüber träumt?
    Und fühlst du’s, wie der Fliederstrauch
    5 von Knospen perlt und überschäumt?

    Und sehnen deine Brüste sich
    dem Auferstehungsmorgen zu,
    wie’s Magdalenen innerlich
    nicht ließ in Ruh,
    10 bis sie zum offnen Grabe schlich?

    Denn übermorgen...