Charfreitagsruhe. Fühlst du’s auch:
dies bange Grün und diesen Hauch,
der drüber träumt?
Und fühlst du’s, wie der Fliederstrauch
von Knospen perlt und überschäumt?
Und sehnen deine Brüste sich
dem Auferstehungsmorgen zu,
wie’s Magdalenen innerlich
nicht ließ in Ruh,
bis sie zum offnen Grabe schlich?
Denn übermorgen graut der Tag
ins Frühlingsfeld,
da unterwarf sich Der die Welt,
den einst dein Volk dafür gequält,
daß eine Sehnsucht in ihm lag.
Viel Glocken läuten zu mir her;
so dumpf und sehr! die Luft so schwer!
wem läuten sie?
Das waren Deine Glocken nie
und sind nicht Meine Glocken mehr.
Im Flieder hängt ein altes Laub;
du willst nun mein sein ganz und gar.
Noch steht der Hain wie blind und taub;
ist dir auch klar,
daß unsre Kindheit Feindschaft war?!
Mir ist, daß meine Seele dich
gesucht seit ewig ohne Ruh;
fühlst Du’s wie Ich?
Und sehnen deine Brüste sich
dem neuen Ostermorgen zu? –