• Nun verging der Stern der Frühe,
    meine Augenlider brennen;
    und die Sonne kann mit Mühe
    die gefrornen Nebel trennen.

    5 Mich verdrießt mein nächtlich Brüten;
    drüben an den Häuserwänden
    sprießen diamantne Blüten.
    Meine Prüfung kann nun enden! –

    Dieser Keller: dumpfer Zwinger!
    10 Auf die dunstbelaufnen Scheiben
    will ich breit...

  • [202]

    Die Verwandlungen der Venus.

     „Zeugen, Geburt und Tod,
     Wann wird es stille!
     Wo glüht das Urgebot,
     Wo wacht der Wille?“
     Otto Julius Bierbaum.
     

     Gebet der Sucht.

    Niemals sah...

  • Du lieber Gott, so hör mein leises Flehen!
    Tu auf den Packen hier heruntersehen!
    Du lieber Gott, ich pfeif am letzten Loche:
    das sind die Zeitungen von einer Woche!
    5 Die muß ich alle, alle lesen:

    Vom Bürgerkrieg bei Nord- und Südchinesen;
    vom Turnerfest mit Grätsche und mit Kippe;
    vom Flaggenstreit in Schaumburg-Lippe;
    von Abegg, Lübeck...

  • [156]

    Gebet einer Jungfrau

    Ave Maria!
    Schwere Träume plagen
    Mich so manche Nacht,
    Und es ist die Pein,...

  • [371] Gebet eines Irländers.

    Sankt Patrick, großer Schutzpatron,
    Du sitzest auf dem warmen Himmelsthron;
    O sieh mich an mit freundlichem Sinn,
    Dieweil ich ein armer Paddy bin.

    5 Sankt Patrick, sieh, die...

  • [18] Gebet eines Kindes

    Wann endlich wird der müden Welt
    Die heißersehnte Ruh’ beschieden,
    Die über uns am Himmelszelt
    Beseelt der Sterne ew’gen Frieden?

    5 Glücksel’ger Tag, wenn einst hienieden
    ...

  • Meine Lippen formen deinen Namen,
    Als den Samen aller Glut,
    In dem alles brennende Leben ruht.
    Mein Sehnen formt deine Eigenart –
    (Wie bist du kraftvoll und doch so zart!)
    Mein Blut – will deinen köstlichen Leib
    Nachformen –:
    Denn ich bin ein Weib!! (S...

  • Frühling, oh du süßer Junge!

    Deine Beine sind so zärtlich
    Schlank und deine schmalen Lippen
    Feucht.

    Wie du schreitest! Wie die Locken fliegen
    Und das blaue Band im blonden Haare!
    Wie es duftet, wo dein Mantel wehte!

    Frühling, süßer, fastbenedeiter
    Sieger...

  • Meine Hoffnung du, nun hilf mir hoffen!
    Schleicht der Winter schon in unser Leben,
    das noch kaum ein Frühlingsstrahl getroffen?
    Sahn wir darum einen Himmel offen,
    nur um Grabesziele anzustreben?

    Hilf mir glauben! Nimm mir nicht den Segen,
    daß ich Ein Herz durch mich glücklich wisse!
    O, es geht sich...

  • Du hast mir, Gott, dies wilde Herz gegeben —
    Du weißt, warum.

    O mach’ es hart wie Erz
    und gib mir Eisenkraft
    und eine Flammenzunge,
    dich zu künden
    und deine Liebe.

    Denn siehe: Dein Volk
    mißhört dein Gebot
    und kennet dich nicht. —

    ...