• An meinem Fünfundsiebzigsten.

         Hundert Briefe sind angekommen,
    Ich war vor Freude wie benommen,
    Nur etwas verwundert über die Namen
    Und über die Plätze, woher sie kamen.

    5      Ich dachte, von Eitelkeit eingesungen:
    Du bist der Mann der „Wanderungen“,
    Du bist der Mann der märk’schen Gedichte,
    Du bist der Mann der märk’schen...

  • [127]
     CXCIII.

         Die fromme Taub’ in meinem Herzen hie,
    Ergebung in den Willen des Geschickes,
    Erlegt, o meine Sonne, hast du sie,
    Verbrannt mit einem Blitze deines Blickes.

    5...

  • Doch hör’ich noch der Tausende Entzücken
    und Ihn von seinen goldnen Sternen sprechen
    und sehe noch ihn seine Rosen brechen
    und noch den Kranz das Haupt ihm blutig drücken.

    5 Sie lagen jubelnd an den Silberbächen
    und ließen sich mit seinen Blumen schmücken
    und sahn ihn Blüte nur um Blüte pflücken
    und nicht die Dornen ihm die Stirn zerstechen....

  • [52]
     LXXXIX.

         Nicht in meinem armen Hirne
    Suche Rath und gute Lehren!
    Denn du wirst darin nur Lauten,
    Flöten nur ertönen hören.

  • O Dante, seit aus meinem Vaterland
    Mich Acht und Bann auf Pilgers Pfad verstießen,
    Und fern der höchsten Wonne ich mußt’ büßen,
    Die je geformt der Himmelswonne Hand,

    5 Zog ich in Tränen hin von Land zu Land!
    Mich Armen wollte selbst der Tod nicht grüßen;
    Und fand ich etwas, ähnlich nur der Süßen,
    Klagt’ ich mein Weh, wie es mein Herz empfand....

  • [106] VOR MEINEM KINDERPORTRÄT

    Da ich ganz fremd mein Kinderbildnis sah,
    Die Augen meiner Kindheit standen da
    Vor mir, photographiert. Die Augen, die
    So wenig sahn vor lauter...

  • Auf meinem Bette Mondenschein,
    so weiß wie Reif und in dem Busch
    ein Vogellied, von Lieb ein Lied,
    von Liebe, stundenlang.

    Ich schaue auf, und schau hinein
    ins stille Mondesangesicht,
    und senk das Haupt, und bin allein.
    Wozu denn Nacht und Sang?...

  • Lauter Licht uns da umfing.
    Rot vom Sonnenuntergang
    Streift' ein Glanz das Tal entlang;
    Von des Mondes Sichel hell
    Schimmert leise Wald und Well';
    Lichterglanz um Stadt und Dom
    Spiegelt golden sich im Strom;
    Und mein Lieb sah fröhlich drein,
    Und das war der schönste Schein. (S. 140)...

  • In meinem Garten blühen mir
    Die rothen Rosen nicht,
    Und keine glühen mir
    Am Baum im Abendlicht.

    Und meine Herzgeliebte schenkt
    Mir weder Kuß noch Blick,
    An der mein Herz und Leben hängt,
    Mit allem seinem Glück.

    Und will ich bei der Liebsten sein,
    Muß ich...

  • In meinem Herzen steht ein Tempel.
    Der Schönheit hab ich ihn geweiht,
    Der Göttertochter, die erhaben
    Gebietet der Unendlichkeit.

    Ihn deckten Staub und Spinneweben,
    Lang stand er in die Nacht versenkt,
    Da nahtest du, vor deinen Augen
    Klafften die Tore, freigesprengt.

    ...