• An den Mann der Liebe.

    Süßer Liebling! Dich nur zu erblicken
    Ist der Wunsch, der meine Seele füllt,
    Jeder Puls schlägt feuriges Entzücken
    Wann der Zufall diese Sehnsucht stillt.

    5 Und doch bist du immer mir zugegen,
    Wann dich gleich mein Aug’ und Herz vermißt:
    Ungeduldig schelt’ ich dann den trägen
    Stundenlauf, wo du nicht bey mir bist...

  • Der Kaiser ist heiser, der Reichshund bellt,
    Bald geht aus den Fugen die ganze Welt.

    Wir sitzen auf freier Brüstung und schau’n
    Auf lächelnde Thäler, auf sonnige Au’n.

    Ein Blick in die Ferne, ein Blick nach dir,
    Der Himmel dort oben, der Himmel hier.

    In diese Himmel wollen wir lugen,
    Und ginge die ganze Welt aus den Fugen.

  • [114] Büßende Liebe.

         Aus deinen grauen Augen droht,
    mir so vertraut,
    wie ein erstarrter Klagelaut
    mit bleichen Zügen ein Verbot;
    5 ich weiß, auch du ... Du warst einst Braut.

         Das hat in...

  • Auf dem schädel der menschheit
         Wie auf einem thron
    Sizt die liebe und schmäht sie
         Mit keckem hohn ·

    Bläst lustig die runden blasen ·
         Sie steigen hinauf
    Als strebte zu fernen welten
         Im äther ihr lauf.

    [...

  •           [17] Die liebe Farbe.

    In Grün will ich mich kleiden,
    In grüne Thränenweiden,
    Mein Schatz hat 's Grün so gern.
    Will suchen einen Zypressenhain,
    5 Eine Heide von grünem Rosmarein,
    Mein...

  •      Es leuchtet meine Liebe,
    In ihrer dunkeln Pracht,
    Wie’n Mährchen traurig und trübe,
    Erzählt in der Sommernacht.

    5      Im Zaubergarten wallen
    Zwei Buhlen, stumm und allein;
    Es singen die Nachtigallen,
    Es flimmert der Mondenschein.

         Die Jungfrau steht still wie ein Bildniß,
    10 Der Ritter vor ihr kniet.
    Da kommt der...

  • So war es nur ein Traum, was ich gesehen,
         Und fort hat ihn die Morgenluft getragen?
         Noch wag’ ich kaum die Augen aufzuschlagen,
         Noch zweifl’ ich, und weiß nicht, wie mir geschehen.

    5 „O komm, laß uns vereint durchs Leben gehen,
         Vereint uns freuen und vereinet klagen,“
         So schien zu mir ein holdes Weib zu sagen,
         Und...

  •      Ich hab’ dich geliebet und liebe dich noch!
    Und fiele die Welt zusammen,
    Aus ihren Trümmern stiegen doch
    Hervor meiner Liebe Flammen.

         *     *     *     
    5      Und wenn ich dich geliebet hab’,
    Bis in meiner Todesstunde,
    So nehm’ ich mit in’s ew’ge Grab
    Die große Liebeswunde.

  •           Ich liebe dich.

    Bei Blumenduft und Mondenschein
    Sprachst du zuerst das süße Wort:
    „Ich liebe Dich.“

    Da zog es in mein Herz hinein
    5 Wie Blumenduft und Mondenschein;
    Doch zog draus Ruh’ und Friede fort,
    Als ich auch sprach das süße Wort:
    „Ich liebe Dich!“

  • [79] Liebe.

    Tief und tiefer: seliges Geben,
    bang Empfangen – welch Verschulden!
    Schwellend wühlt sich Leben in Leben:
    wildes Wachsen, stilles Dulden.