• Erinnerung und Phantasie.

    Warum ergießt sich nur der Schwermuth Schauer
         Aus deiner Schaale mir, Erinnerung?
    Warum bewölkt der Sehnsucht stille Trauer
         Der Seele Blick mit trüber Dämmerung?

    5 Sie flattert ängstlich mit gelähmtem Flügel
         Um Blüthen der Vergangenheit, enteilt
    Auf ewig, wie bei seinem Grabeshügel
         Ein...

  • Phantasie,
    nach Shakespeare.

    Woher kam die Phantasie?
    Aus dem Kopf, dem Herzen? wie?
    Wer erzog, wer nährte sie?
    Sag’, o! sag’ es, kennst du sie!
    5      In der Augen Thau erzeugt,
         Unter Seufzern aufgesäugt,
         Ward die Wiege, die sie trägt,
         Schon als Grab ihr beigelegt;
              Weinend läut’ ich, ach! wie früh...

  • Wie kam’s, daß deine Räusche mich berauschen
    und deine süße Ohnmacht mich belebt,
    die Kraft sich mir an deiner Schwäche hebt —
    ich möcht mit keinem deiner Sieger tauschen!

    5 Mit Allen bleibt mir meine Lust verwebt
    und Aller Liebesschwüren laß mich lauschen,
    und wie die Brunnen deiner Gnade rauschen,
    zu deiner Allmacht mein Gedanke strebt.

    ...
  •  
    Wie sie wandelt auf den Birkenhöhen,
    Thymian und Skabiosen pflückt,
    Wie sie sich zur Blumenlese bückt,
    Wie sich ihres Schleiers Falten blähen,

    Wie die apfelgrünen Bänder wehen,
    Von dem Strohhut mit Schasmin umstrickt,
    Wie sie sinnt, von...

  • Ich möchte ziehn im Mondenlicht,
    Das um dein süßes Antlitz fließt,
    Dich grüßen im Vergißmeinnicht,
    Das deiner Augen Sprache liest,

    Und baden mich in seinem Thau,
    Wenn sich's an deinen Busen schmiegt,
    Und mit ihm schwelgen in der Schau
    Des Himmels, der ihm offen liegt,
    ...

  •  
    Meine Laura! Nenne mir den Wirbel,
    Der an Körper Körper mächtig reißt!
    Nenne, meine Laura, mir den Zauber,
    Der zum Geist gewaltig zwingt den Geist!

    Sieh! er lehrt die schwebenden Planeten
    Ew'gen Ringgangs um die Sonne fliehn
    Und, gleich...

  • Alte Tempel, Burgen, Hütten,
    Die kein Auge je gesehen,
    Lässt oft Phantasie entstehen,
    Und mit schnellen flücht'gen Schritten
    Zieht sie fort durch weite Lande,
    Über Ströme, über Seen,
    Über ferne Bergeshöhen,
    Denn nur sie trägt keine Bande.
    Aber was aus lieben Händen
    Irgendwo sich...