• I.
    Welcher Gruß kann holder sein,
    Wenn ich unverhofft dich sehe,
    Als in deinem Aug' der jähe,
    Schöne, flücht'ge Freudenschein!
    Welcher Gruß kann holder sein?

    Welches Wort kann süßer sein,
    Wenn ich scheidend von dir gehe,
    Als in deinem Aug' das Wehe,
    All' die...

  • Als Wand'rer naht zu flücht'ger Rast
    - So meldet die Legende -
    Der Herr als ungeahnter Gast,
    Auf das er Segen spende.

    Die Stunde wird auch dir zu Theil,
    - Laß kalt sie nicht verrinnen! -
    Da ungeahnt dir naht das Heil
    Und Einlaß heischt nach Innen.

    Es bleibt gar...

  •  
    Der starre Winter wich dem Sonnenkuß,
    Im Hauch des Lenzes knospte Blüth' um Blüthe,
    Da sandtest du mir einer Ostergruß
    Aus mild versöhntem, freundlichen Gemüthe.

    "Wie alles blühend jetzt entsproßt dem Grund,
    Was stumm die Erde tief in sich getragen,...

  •  
    Du sinkst mit bleichem Angesicht
    Geschloß'nen Aug's zurück in's Kissen,
    Die Hand nur hält mit halbem Wissen
    Die meine noch – o laß sie nicht!

    Laß uns gemeinsam, Hand in Hand
    Dem dunkeln Loos entgegen wallen,
    Dem unerbittlich wir...

  •  
    Ein Ahnen geht durch Herbstesklagen: Aufersteh'n!
    Es muß, was diese Welt getragen, auferstehn,
    Und wär's begraben noch so tief im Erdengrunde.
    Wie Geister, einst im Kampf geschlagen, auferstehn,
    Wenn ihre Zeit erscheint und ihre große Stunde,
    Wie Gläubige in...

  • Gleich einer Jungfrau, die, den Nonnenschleier
    Erwartend, sich von allem Schmuck befreit,
    Ihr langes Haar hinopfert vor der Feier
    Und doch in wehmuthvoller Lieblichkeit
    So schön bleibt wie zuvor – so liegt vom Schauer
    Des Herbstes schon gestreift, im Sonnenstrahl
    Doch lächelnd in der allgemeinen Trauer,
    ...

  • Gramvoll, tief verdüsterten Herzens wandl' ich
    Trauernd hin; es blüht mir umsonst die Erde,
    Die sich jüngst als Grab über Theures, ach! für
    Immer geschlossen.

    Ein Empfinden bleib mir zurück, nur eines:
    Daß du spurlos gingst, daß die Flamme jählings
    Dich dem Sein entriß, daß ich nie mehr, nie mehr...

  •  
    O wende nicht dich ab von mir
    Mit Augen thränenschwer!
    Zog schöne Freude mich zu dir,
    So thut's das Leid noch mehr.

    Nicht frag' ich, was die süße Lust,
    Der Stimme Klang dir nimmt:
    Es ist die reiche Menschenbrust
    Am...

  • Stille Luft läßt wunderklar
    Alle Fernen sehen,
    Schöner als es jemals war,
    Will das Land erstehen.

    Hörbar ist der fernste Laut,
    Alle Winde schweigen,
    Weit Getrenntes will sich traut
    Zu einander neigen.

    Wo die Sonne ging zu Thal,
    Schwarze Wolken hangen,...

  • Warum du vermagst, mich zu zügeln
    Mit leichter, muthwilliger Hand,
    Warum deinen gaukelnden Flügeln
    Mein träumender Sinn sich verband,

    Und wie mir durch dich ist geschehen,
    Und was uns're Herzen verflicht -
    Ach! könnt' ich es fassen, verstehen,
    So wär' es ein Zauber ja nicht!...