An die Gräfinn Neale, Oberhofmeisterinn der Prinzessinn Ferdinand von Preussen, bey Gelegenheit eines übersandten Schauspiels.

Die Tugend, die man auf der Bühne
Durch Kunst oft nachmacht, selten fühlt,
Wo manche reizungsvolle Phryne
Des Engels Unschuld täuschend...

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 An die Jungen.

Laß dich nicht kirren, laß dich nicht wirren
Durch goldne Aepfel in deinem Lauf!
Die Schwerter...

Wenn mit bescheid’nem Schritt, den Blick gesenkt,
Die Wangen überglüht von höherm Roth,
Im ländlich bunten Schmuck, den Kranz im Haar,
Die Hirtin an der Hand des Bräutigams,
5 Durchs Dörflein zieht, der kleinen Kirche zu,
Die in der hohen Linden grüner Nacht,...

Nicht ins Gewühl der rauschenden Redouten,
     Wo Stuzerwiz sich wunderherrlich spreißt,
Und leichter als das Nez der fliegenden Bajouten,
     Die Tugend junger Schönen reißt; –

5 Nicht vor die schmeichlerische Toilette,
     Wovor die Eitelkeit, als ihrem...

An die Rheingräfinn Fanny von G***, Gräfinn zu S**.

Nur im Schleier der Verborgenheit
Will uns Hulda, süße Lieder singen;
Und auch meine Offenherzigkeit
Zu dem Stummseyn eines Fisches zwingen?
5 Diese reizende Bescheidenheit,
Glaub’ es mir, geht...

An die Schriftstellerinnen. Nach le Brun.

Siehe, Göttinger Musenallmanach 1797. S. 131.

Die ihr, zur Liebe nur geboren,
Die süße Kunst, zu reizen wißt,
Euch zürnet Amor, wenn verloren
Durch Reimerey die Nacht euch ist;
5 Wie? Mit dem Gott so schön...

Preis dir, die du dorten heraufstrahlst, Tochter des Himmels!
     Preis dem lieblichen Glanz
Deines Lächelns, der alles begrüsset und alles erfreuet!
     Trüb in Schauern und Nacht
5 Stand begraben die prächtige Schöpfung: todt war die Schönheit
     Lang dem...

[3]
 An die Tulpe.

 1812.

Andre mögen Andre loben,
Mir behagt dein reich Gewand;
Durch sein eigen Lied...

     Ich denke noch der Zaubervollen,
Wie sie zuerst mein Auge sah!
Wie ihre Töne lieblich klangen,
Und heimlich süß in’s Herze drangen,
5 Entrollten Thränen meinen Wangen, –
Ich wußte nicht wie mir geschah.

     Ein Traum war über mich gekommen:...

An eine junge Mahlerinn.

Geliebte! für die Kunst des Raphael geboren,
Wirst du nicht Bildnerinn von Thieren, Holz und Stein;
Nein, Wesen mahlest du, die Gott sich auserkohren
Dem Unerschaffenen am ähnlichsten zu seyn.
5 Du sprichst ein schöpferisches: Werde!...