Ruhe

Es giebt so stille Stunden, wo das Leid,
Gleichwie das Glück in uns zu schlafen scheinen.
Wir sind vielleicht zu müde, um zu weinen,
Zu müde auch vielleicht zu Seligkeit.

Gleichwie im Schlaf zu hoher Mittagszeit
Die Waldesfee, Pan, ruht in den Hainen,
Und nur verstohlen Sonnenlichter scheinen
In diese traumgefangne Einsamkeit:

So wiegt auch uns in heißer Zeit der Schmerz
In Schlummer, und wir wissen's selber kaum.
Das Leben ruht in uns gleichwie im Traum -

Nicht Glück, nicht Sehnsucht rührt das müde Herz -
Und wir empfinden wunschlos unser Wesen
In die Natur, ins Ewige sich lösen ...
aus: Dichtungen von Alberta von Puttkamer
Leipzig 1885

Collection: 
1885

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Es giebt so stille Stunden, wo das Leid,
Gleichwie das Glück in uns zu schlafen scheinen.
Wir sind vielleicht zu müde, um zu weinen,
Zu müde auch vielleicht zu Seligkeit.

Gleichwie im Schlaf zu hoher Mittagszeit
Die Waldesfee,...

Du weißt, daß du die Sonne bist,
Die meine Seele bringt zum Blühen;
Doch birgst du hinter Lenzgewölk,
In Trotz und Spiel, dein Strahlenglühen.

Nun steht mein armes Herz weitab,
Verschmachtend in dem Wolkenschatten,
...

Die Blume, die ich dir im Garten brach,
Sie hat im wilden Sturm der Nacht gestanden,
Und ward zur Morgenzeit in Thränen wach,
Die erst im heißen Mittaglichte schwanden.

Sie zittert nur - noch ist ihr Duft nicht todt -
So leg'...

Im Mondesdufte schwimmt rings das Thal -
Die Wasser rauschen und rinnen;
Die Bergesfirnen leuchten so fahl -
Wir wandern schweigend von hinnen.

Da hinter uns liegt ein helles Haus,
Drin feiern sie Hochzeit mit Singen -...

Sie kamen von Nord und Süden
Und hatten sich nie gekannt -
Doch bald umfing die Beiden
Ein süßes, enges Band.

Sie haben sich nicht in Worten
Ihr junges Leiden geklagt;
In Liedern nur und in Tönen
Da...