Es giebt so stille Stunden, wo das Leid,
Gleichwie das Glück in uns zu schlafen scheinen.
Wir sind vielleicht zu müde, um zu weinen,
Zu müde auch vielleicht zu Seligkeit.
Gleichwie im Schlaf zu hoher Mittagszeit
Die Waldesfee, Pan, ruht in den Hainen,
Und nur verstohlen Sonnenlichter scheinen
In diese traumgefangne Einsamkeit:
So wiegt auch uns in heißer Zeit der Schmerz
In Schlummer, und wir wissen's selber kaum.
Das Leben ruht in uns gleichwie im Traum -
Nicht Glück, nicht Sehnsucht rührt das müde Herz -
Und wir empfinden wunschlos unser Wesen
In die Natur, ins Ewige sich lösen ...
aus: Dichtungen von Alberta von Puttkamer
Leipzig 1885