Im Mondesdufte schwimmt rings das Thal -
Die Wasser rauschen und rinnen;
Die Bergesfirnen leuchten so fahl -
Wir wandern schweigend von hinnen.
Da hinter uns liegt ein helles Haus,
Drin feiern sie Hochzeit mit Singen -
Die Fidel schreit in die Nacht hinaus -
Und die Becher dröhnen und klingen. -
Die hinter uns dürfen selig sein
Und sich lieben aus Herzensgründen;
Wir aber stehen in bittrer Pein,
Denn für uns giebt's ein Glück nur - in Sünden.
Wohl! die Sünde ist jugendschön und winkt -
Doch wir wandeln vorbei dem Verlocken,
Und ob auch die Sehnsucht den Sinn bezwingt
Und die Pulse vergehend stocken.
Ringsum ist's still - nur manchmal lacht
Die Luft in grellen Tönen
Vom Hochzeitshaus in die Mitternacht,
Als wollte sie uns verhöhnen ...
Dann wird dein Auge geisterweit,
Als könntest du Etwas nicht fassen;
- Vielleicht unsres Weh's Unermessenheit? -
Und deine Lippen erblassen -
Wir aber irren Hand in Hand,
Wie Kinder in müdem Schweigen,
So weit bis hinter uns im Land
Vertönt der taumelnde Reigen ...
Wie wird die Mondnacht plötzlich fahl!
O, deckten auch uns die Schatten.
Und thränenlos, und sonder Qual,
Entschliefen wir unter den Matten! ..
aus: Dichtungen von Alberta von Puttkamer
Leipzig 1885