Susanne von Bandemer

  • Stella an den Geliebten.

    Könnt’ ich dein Herz für mich allein gewinnen,
    Ich tauschte nicht mit großen Königinnen;
    Ich würd’ entzückt den Rest von meinem Leben
    Für deine Küße geben.

    5 O! fühltest du der Seele banges Schmachten,
    Du würdest mehr auf...

  • Sonst und Jetzt an Selmar.

    Sonst weckte freundlich mich aus sanftem Schlummer
    Dein süßer Kuß, zwar nur im Traum geküst;
    Und frey von jedem Seelenkummer
    Ward jeder junge Tag begrüst.
    5 Jetzt, Selmar, flieht der Gott, den Mohn umkränzet,
    Das Lager, wo...

  • Selbstunterhaltung, in der Mitternachtstunde.

    „– Ο süsse Gesellschaft! Ο große und hohe Ge-
    sellschaft! unsre Vernunft, unser Schutz-
    engel, und unser Gott! dann sind uns
    diese am nächsten, wenn Andre am weitesten
    von uns entfernt sind; –“
         Youngs...

  • Sehnsucht der Liebe.

    Wer schildert sie des Herzens reine Wonne
    Die mich durchbebt, wann endlich sich die Sonne
    In Dunkel hüllt, und mir der Stern erscheinet,
    Der uns vereinet.

    5 Dann fliehen sie, die lang’ ersehnten Stunden,
    Bey dir dahin, als wären...

  • Prométheûs.

    Kaum hatte, von Minerven zum Olymp getragen,
    Prométheûs Feuer von dem Sonnenwagen
    Den Sterblichen gebracht, als oft aus Unverstand,
    Trotz seiner Warnung, Knab’ und Mädchen sich die Hand
    5 Verbrannten. Himmel! welche Klagen
    Erhuben hier die...

  • Parodie. Antwort an die Schriftsteller.

    „Zur Liebe nur sind wir geboren –“
    Sagt ihr: Ihr Herren Männer, wißt,
    Ihr habt noch nie dabey verloren,
    Wenn unser Geist gebildet ist.
    5 Seid ihr mit Einer nur verbunden,
    Die nicht allein in Cypris Hain,
    ...

  • Nach der Aufführung des Otto von Wittelsbach.[1]

    Er ist es selbst, nicht Fleck; es ist der echte
    Agilolfinger, voll von edlem Heldenmuth,
    Von deutschem Biedersinn, der schwarzen Undank rächte
    In eines falschen Freundes Blut. –
    5 Ο...

  • Mein Ideal.

    Du, deutscher Mann, mit edler, großer Seele,
    Der bieder ist und kühn, doch menschlich fühlt,
    Den ich zum Stoff für meine Muse wähle,
    Weil er nicht frech mit Schwur und Treue spielt;

    5 Weil er mit einem seiner Feuerblicke
    Bis in des Herzens...

  • Klagen an den Entflohenen.

    Hier ruht dein Bild auf meinem Herzen,
    Du, Mann der Liebe und der Schmerzen!
    Der jetzt voll Grausamkeit mich flieht. –
    Du fliehst umsonst – ! denn meine Seele eilet
    5 Dem Manne nach, der das Gefühl nicht theilet
    Das ewig mir...

  • Klagen.

    Sind das wirklich, Liebe, deine Freuden,
    Und der Lohn für meine Treu,
    Daß der Hölle qualenvollstes Leiden
    Meines Lebens Antheil sey?

    5 Muß ich Thränen in dem Becher trinken,
    Den die Liebe mir gereicht?
    Und verzweifelnd auf ein Lager...