Sonett 81

Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
     Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
     Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
     Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

Und Hannibal, als nun sein Vaterland
     Das grause Schicksal traf, das ihm verhangen,
     Lacht’ er im Kreis der Thränenvollen, Bangen,
     Und barg den Grimm, in dem sein Herz entbrannt.

Und so verhüllt sich stets im Trauerkleide
     Die Lust — das Herz, vom grimmen Schmerz entglüht,
     Leiht sich verbergend das Gewand der Freude.

So berg’ ich durch mein Lachen, durch mein Lied
     Zuweilen, was ich tief im Busen leide,
     Weil jeder andre Weg sich mir entzieht.

Collection: 
Translator Simple: 
Carl Streckfuß
1804

More from Poet

  • Von Amorn zum gewohnten Ort gekehret,
         Stand ich wie einer, der gefaßt zum Streiten,
         Sich vorsieht, sich umschanzt von allen Seiten,
         Mit der Entschlüsse schwachem Schild bewehret.
     
    Ich wandte mich, und staunte süß bethöret,
         Sah...

  • Weh mir, den Amors harter Angriff findet.
         Bey Tag und Nacht zu mehr als tausend Mahlen —
         Hin kehr’ ich, wo ich sah die Funken strahlen,
         Die ew’ge Gluth im Herzen mir entzündet.

    Dort find’ ich Ruhe — Wenn die Nacht verschwindet,
         Wie wenn...

  • Als Cäsar einst aus des Verräthers Hand
         Des großen Feind’s geehrtes Haupt empfangen,
         Fühlt’ er von Freud’ und Jubel sich befangen,
         Ob heuchelnd gleich sein Blick voll Thränen stand.

    Und Hannibal, als nun sein Vaterland
         Das grause...

  • Das goldne Haar, gelößt den sanften Winden,
         Ward neu gelockt in tausend süße Wogen,
         Aus ihrer Augen Doppelsternen flogen
         Die Zauberstrahlen, die mir nun verschwinden.

    Auf ihrem Antlitz Mitleid aufzufinden
         Wähnt’ ich — vielleicht daß mich...

  • Zum alten Kerker hat mich neu geführet
         Amor, mit der Verheißung Schmeichellaut,
         Den Schlüssel hat der Feindinn er vertraut,
         Ob deren noch mein Herz sich selbst verlieret.

    Gefangen war ich schon, eh’ ichs gespüret,
         Doch floh ich aus der...