An Phyllis

Laß mich es tausendmal dir sagen,
Der schönste Tag von meinen Tagen
War der, der mich dir zugeführt;
Und nie gedenk' ich seiner Stunden,
Daß nicht, was ich durch ihn gefunden,
Mich zu vergnügten Thränen rührt.

Hätt' ich, umringt von Finsternissen,
Der Jahre Lenz verweinen müssen,
In Kerkern, wo das Schrecken wohnt,
So wär', o Phyllis, vom Geschicke
Durch Einen dieser Augenblicke
Mir jeder Schmerz genug belohnt.

Seit es mir dieses Gut gegeben,
Begann für mich ein neues Leben,
Ein neuer Himmel strahlt für mich.
Die Zärtlichkeit, die mich beseelet,
Der Trieb, dem aller Ausdruck fehlet,
Vermehrt mit jeder Stunde sich.

Laß mich dein holdes Aug' es lehren,
Laß mich von deinem Munde hören,
Daß meine Liebe dir gefällt.
Du wirst, rührt dich mein zärtlichs Flehen,
In mir den treusten Jüngling sehen,
So wie den seligsten der Welt.

Collection: 
1773

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Schau, der May senkt sich zur Erde nieder,
Schöne Daphne, Philomelens Lieder
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Von des Zephyrs sanfter Hand geleitet,
Naht die Blumengöttinn sich, und leitet
Junger Scherze muntre Reihn.

...

Sonst gieng der Lenz mir ungenossen,
Der Morgen ohne Lust vorbey,
Der Liebe war mein Herz verschlossen,
Den Mutterlehren zu getreu.
Seit Damon dieses Herz gerühret,
Den Amor selbst mir zugeführet,
Ward alles meinen...

O selig, wem bey dir der Tag entfliehet,
Der so dich reden hört, dich lächeln siehet!
Ihm ist es leicht, den Göttern ihre Freuden
Nicht zu beneiden.

Wenn du erscheinst, fühl' ich mit stärkern Schlägen
Und schnellerm Lauf sich...

Wo fliehst du hin aus meinem Herzen,
O Kaltsinn, der es sonst bewacht?
Ach! nun empfind' ich jene Schmerzen,
Die ich in Thyrsis oft verlacht.
Stets ungerührt bey seinen Tönen
Nannt' ich sein Leid erträumtes Leid;
Und...

Verborgnes Thal, das ich voll Freuden grüsse,
Nimm endlich mich in deine Schatten ein!
In eurem Schooß, ihr grünen Finsternisse,
Wohnt wahre Lust; in Städten wohnt ihr Schein.

Hier find' ich dich, holdsel'ge Schöne, wieder,
...