Am ersten Tag im May

Schau, der May senkt sich zur Erde nieder,
Schöne Daphne, Philomelens Lieder
Tönen schon durch Feld und Hayn.
Von des Zephyrs sanfter Hand geleitet,
Naht die Blumengöttinn sich, und leitet
Junger Scherze muntre Reihn.

Doch du zeigst dich, vom Geschmack gekleidet,
Flore sieht es, seufzet, und beneidet
Deinen Reiz und dein Gewand.
Zephyr eilt hinweg von ihrer Seite,
Schöne Daphne, daß er dich begleite,
Und verschwört den Unbestand.

Du erscheinst und singst; und Philomele
Rühret nun nicht ferner Damons Seele,
Flora reizt auch ihn nicht mehr.
Wenn ihn deine Gegenwart beglücket,
Ist es May; wenn er dich nicht erblicket,
Ist es Winter um ihn her.

Collection: 
1773

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Schau, der May senkt sich zur Erde nieder,
Schöne Daphne, Philomelens Lieder
Tönen schon durch Feld und Hayn.
Von des Zephyrs sanfter Hand geleitet,
Naht die Blumengöttinn sich, und leitet
Junger Scherze muntre Reihn.

...

Sonst gieng der Lenz mir ungenossen,
Der Morgen ohne Lust vorbey,
Der Liebe war mein Herz verschlossen,
Den Mutterlehren zu getreu.
Seit Damon dieses Herz gerühret,
Den Amor selbst mir zugeführet,
Ward alles meinen...

O selig, wem bey dir der Tag entfliehet,
Der so dich reden hört, dich lächeln siehet!
Ihm ist es leicht, den Göttern ihre Freuden
Nicht zu beneiden.

Wenn du erscheinst, fühl' ich mit stärkern Schlägen
Und schnellerm Lauf sich...

Wo fliehst du hin aus meinem Herzen,
O Kaltsinn, der es sonst bewacht?
Ach! nun empfind' ich jene Schmerzen,
Die ich in Thyrsis oft verlacht.
Stets ungerührt bey seinen Tönen
Nannt' ich sein Leid erträumtes Leid;
Und...

Verborgnes Thal, das ich voll Freuden grüsse,
Nimm endlich mich in deine Schatten ein!
In eurem Schooß, ihr grünen Finsternisse,
Wohnt wahre Lust; in Städten wohnt ihr Schein.

Hier find' ich dich, holdsel'ge Schöne, wieder,
...