An Daphne

Wenn ich an deiner Seite bin,
Wie flüchtig fliehen sie dahin,
Die angenehmen Stunden!
Was sich in stillen Wünschen oft
Mein Geist gemahlt, doch nie gehofft,
Hab' ich in dir gefunden.

Wie rein, wie zärtlich lieb' ich dich!
Dein Bild allein begeistert mich
Mit himmlischem Entzücken.
Dir eilt mein Herz beständig zu,
Nur, wo du bist, genießt es Ruh,
Es lebt von deinen Blicken.

Den Wanderer in Wüsteneyn
Kann so die Quelle nicht erfreun,
Die seine Zunge kühlet,
Als mich ein süsser Kuß von dir,
Ein Balsamtropfen, den in mir
Die ganze Seele fühlet!

Nichts ist, das meinem Glücke fehlt,
Zum Freunde hast du mich gewählt,
Ich darf dich Freundinn nennen.
O! meines Lebens Seligkeit!
Laß keinen Zufall, keine Zeit,
Dies sanfte Band zertrennen!

Collection: 
1773

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