Kannst du dem Auge gebieten: erblicke dies schön und dies häßlich? –
Wie die Gestalt dir sich zeigt, spiegelt sie drinnen sich ab.
Kannst du dem Herzen gebieten: dies liebe – dies hasse – so viel auch
Sollst du lieben – so viel hassen – nicht minder, noch mehr? –
Was dir als würdig erscheint, du liebst es, so viel es dir werth scheint,
Und so hassest du auch, was dir das Hassen erweckt.
Kannst du dem Geiste gebieten: dies glaube? – Nur das, was dir wahr ist,
Glaubst du – kein Predigen hilft, minder noch Zürnen und Zwang.
Willkühr ist dir versagt im Schauen, im Lieben, im Glauben,
Spiegel nur bist du dabei, Spiegel des äußeren Bilds.
Aber wenn du nun schaust, liebst, hassest und glaubest und nicht glaubst,
Wenn sich ins Leben hinaus drängt das gespiegelte Bild,
Neugestaltet im Innern, und nun zur That wird, die dein ist,
Dann hab’ Acht; denn du bist wollend und handelnd dann frei.
Nothwendigkeit und Freiheit
More from Poet
-
Boreas hatte getobt, mit ehernem Fittig gebrauset,
Daß die Erde gebebt, daß sich die Völker entsetzt,
Aber ihn hörte nicht Natur, im Schlummer erstarret,
Fester über sich zog sie nur die Decke von Eis.
Nicht der Gewalt wich sie, sie harrte des Rufes der... -
Sprich, du liebliche Freundinn, wer wieß dir die Pfade des Rechten,
Die du freundlich und leicht wandelst mit sicherem Tritt?
„Geh’ ich die Pfade des Rechten? Ich weiß es nicht, aber es freut’ mich,
Daß mein Walten und Thun recht dir und löblich erscheint.“... -
Wenn ihr einst den Jüngling wieder sehet,
Oede Fluren, den mein Herz erkor,
O dann tritt der holde Lenz hervor,
Blumen sprießen, wo sein Odem wehet.
Rings umher
Suchet ihn mein Blick –
Ach, und er
Der Geliebte kehret nicht zurück.
... -
Ist die Zeit auch leicht und flüchtig,
Mag sie kommen, mag sie gehn,
Wird doch das, was echt und tüchtig,
In der flüchtigen bestehn.
Sey’s ein Werk in Erz gegründet,
Sey’s ein Hauch, ein leichter Schall;
Immer blitzt es, trifft und zündet,
Wirkt... -
Hört die überweisen Dummen,
Wie sie maulen, wie sie brummen:
Holdes Lied sey hohler Klang.
Dafür wird die Langeweile
Dem unsel’gen Volk zu Theile,
Mit Gesichtern ellenlang.Hört die überdummen Weisen
Feines Spintisiren preisen,...