Leuchtend Bild im Ätherrahmen

Leuchtend Bild im Ätherrahmen,
Fluthensilbern, felsbewacht –
Tivoli! aus deinem Namen
Weht’s mich an wie Zaubermacht!

Halb die Seele schon befangen
Von des Scheidens herber Pein,
Sah mein Aug’ dich locken, prangen,
Und das Herz ward – doppelt dein!

Allem was in sel’gen Stunden
Es an süßem Glück genoß,
Was an Hoffnung ihm entschwunden,
Was es stolz in sich verschloß –

Allem liehen deine Fluthen
Stimme oder Widerhall,
Tosend jagten meine Gluthen
Mit dem Anio zu Thal!

Und wo er, am Fels zerschellend,
Ausrast wie ein wunder Leu,
Hört’ ich aus der Tiefe gellend
Meinen eig’nen Abschiedsschrei!

Collection: 
1892

More from Poet

  • Zwei große Menschen schritten diese Pfade
    Und oft steh'n Beide jäh mir vor dem Sinn:
    Tasso, der Dichterfürst von Gottes Gnade,
    Und Friedrich  Nietzsche .......

  • Leicht neigst du das Haupt und auf ernster Stirne
    Thront gebietend dir der Vollendung Höchstes:
    Edle Menschenanmuth mit Götterwürde
    Machtvoll sich einend!

    Seiendes verschmilzt so in deinem Wesen
    Mit dem Götterdrang, der von Ewigkeit her
    Mystisch sich...

  • Wie feuerflüssig Sonnenlicht
    Fühl ich’s durch’s Herz mir rinnen –
    Ich forsche nicht, ich klage nicht,
    Will träumen nur und sinnen!

    Wie diese Zauberfäden mir
    Des Willens Kraft umspinnen,
    So eng, so kosig und so wirr –
    Da giebt es kein Entrinen...

  • Wack’rer Mann! Schon früh am Morgen
    Öffnet er die Ladenthür,
    Räumt, als trüg’ er schwere Sorgen,
    Keuchend sein Geräth herfür:
    Erst den Dreifuß, dann die Zange,
    Ahle, Schusterkneip und Zirn,
    Oft auch steht und sinnt er lange,
    Oder reibt sich...

  • Vor uns her
    Trottet der Führer: schwatzend
    Und wiederkauend, ein kläglich-drolliger Staarmatz,
    Den Noth und Hunger Weisheit gelehrt!
    Ich aber –
    Ich lausch’ ihm nicht: was sollen mir Namen, wo
    Das Schicksal riesengroß sich eingezeichnet,
    Und...