Auflösung

In weiter Öde schreit’ ich längst allein.
Kein Ton, kein Hauch. Kein Fünckchen Sonnenschein.
Ein dünner, grauer Regen rieselt sacht;
Aus feuchtem Boden langt empor die Nacht.

Und in mir schwillt’s wie Riesenschatten auf;
Verloren hab ich Welt- und Stundenlauf.
Nur selbst ein Schatten noch, ein Nebelhauch,
Schweb’ ich vorbei an Sumpf und Heidestrauch.

Und endlich hebt es leise mich empor –
Tief unter mir zerfällt’s wie Spinnenflor –
Und droben schweb’ ich hin, wo ungesehn
Ins unbekannte Land die Wind gehn.

Collection: 
1907

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