Voll Kämpfe und Falschheit, gar arg ist die Welt,
Gar übel zumahl ist's auf Erden bestellt,
Doch kenn' ich ein friedliches, freundliches Land,
Es wird nur das Ländchen der Liebe genannt.
Ist anderswo Nordsturm und drükende Gluth,
Erstirbt jedes Blümchen in Thränen und Blut,
Gluth, Nordsturm wehen hier schonend vorbei,
Im Ländchen der Liebe ist ewiger Mai.
Nicht mißt's man nach Meilen, es ist gar klein,
Oft schließt es ein blühendes Laubendach ein,
Es ist groß genug dem liebenden Sinn',
Stets finden zwei Herzen ein Plätzchen darin.
Und Mancher, den außen das Leben erfaßt,
Der danklos sich mühet in redlicher Hast,
Dem winket der Friede, die Ruhe nur hier,
Ihn lohnen zwei himmlische Stunden dafür.
Manch Einer, dem Kummer das Herz schier zerdrükt,
Dem Blume und Knospe das Leben zerpflükt:
Ins Ländchen so heimlich da baut er sein Glük,
Da glänzt nur in Thränen der Wonne Blik.
Der Weg in's Ländchen der Liebe ist schmahl,
Führt heimlich, in Rosen verborgen, durch's Thal,
Ihn findet allein nur ein offener Sinn,
Es führet nicht Geld und nicht Macht dahin.
Im Ländchen der Liebe sind alle sich gleich,
Da kennt man nicht Fürsten, nicht arm und nicht reich,
Da freut sich der König im blühenden Gras,
Wo jüngst noch so seelig der Bettler saß. -
In's Ländchen der Liebe, da flücht' ich gar oft,
Wenn Manches zerflittert, woran ich gehofft,
Stets kehr' ich so kräftig in's Leben zurük,
Mit Glauben im Herzen, verklärtem Blik.