Wann er die Seele mir einnimmt,
Der einzige große Gedanke,
Wie sie im Taumel der Wonne dann schwimmt!
Wie mir ein Feuer die Adern durchglimmt!
Wie ich bald steh' und bald wanke,
Wenn ich denke in Freud' und in Not:
Der Herr ist Gott! Der Herr ist Gott!
Seh' ich mich um in der Natur,
Seh' ich in jeglichem Wesen,
O, seh' es im Feld, auf blumiger Flur,
Im Wald und in Wiesen seh' ich die Spur
Vom höchsten, unendlichen Wesen.
Es danke dir, Herr, wer stammeln kann,
Ich bete auf ewig, o Vater, dich an!
O, fülle doch immer die Seele mir so
Wie jetzt, wenn ich dich denke,
Größter Gedanke! Daß freudig und froh,
Wenn mir die Seele zur Zukunft entfloh,
Ich es zum Troste mir lenke!
Laß immer mich handeln so, daß ich dann
Bei jeder Handlung beten kann!
aus: Friedrich Leopolds Grafen zu Stolberg
erste Gattin Agnes geb. von Witzleben
Ein Lebensbild aus der Zeit der Empfindsamkeit
Von Otto Hellinghaus
Köln 1919