Gieb!

Die Nacht ist in der Stadt so still,
die Liebe aller scheint gestorben,
da kommt, die mich entzücken will
die Lächelnde, die mich verdorben.

Sie öffnet ihren hohen Mund,
so schwer, und ihre Wollust alle,
ich seh der Liebe Schreckensgrund,
und noch, indes ich schwindelnd falle,

versengt mich dieses Blutgericht,
das wir aus Schicksal uns bereiten,
der Betten rasend Flügelbreiten
von Wand zu Wand im wilden Licht.

Gieb mir die Welt mit deinem Mund,
schaff mir die Welt aus deinen Brüsten,
sieh mich an deinem Leib verdürsten
nach flachem Grün, nach blauem Rund.

O öffne die verschlungne Nacht,
gieb Wolken, Land und Wege,
die Wiese gieb, wo ich mich sacht
in eines Kirschbaums Schatten lege.

Collection: 
1920

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