Ballade

Madame will wissen, wer ich bin?
Madame will wissen, wo ich steh?
Madame will wissen, welchen Weg
ich kam aus einem frühern Leben?
Ich schwebe, stürze ich noch hin,
und sinke, wo ich geh,
ich wandre weit, wenn ich mich leg,
und gehe stets mit mir daneben.

Die Mutter tat mich in ein zart Gewand
und hieß mich mit ihr beten,
ich trug den Traum durch Mondscheinland,
wo Liebestauben wehten,
ein ewig Licht am Neigesterz,
der Mond hing da, ein groß weiß Herz,
darunter bebte, seiner Schmerzen froh,
ich armer, kleiner, heiliger Pierrot.

Dann reichte mir der Vater einen Stock
und stieß mich auf die Straße,
und kam ich heim, in Strähnen Haar und Rock,
sagt er: Hund oder Hase,
wenn du gehauen werden sollst, so hau
zuerst, bevor die anderen im Schwung,
die Tage waren rot, die Nächte blau,
und in die Kniee sank ich aus dem Sprung.

Oft gleit ich nun die Abende entlang,
weiß nicht, wohin die Strömung der Gedanken
mich zieht, ob durch den alten Laubengang
in Gärten, die im Mond versanken,
ob in das ferne Feld von rotem Mohn,
dem Blutbad heller Kampfgestalten.
Ich bin Pierrot, von Marie Blanche der Sohn,
deß fromme Hände Messer halten.

Ich war mit tausend und allein
und trug von manchem starken Licht
den Flügelstaub im Angesicht,
so fremd, wie mein,
ich bin mein Sieg und mein Gericht,
so groß wie klein,
bin, wollt Ihr noch ein Gleichnis hören,
ein Menschenschrei aus Engelchören.

Ich bin des D-Zugs Troubadour,
Ausrufer an den großen Plätzen,
ein Amselschlag auf Frühlingsflur,
plötzlich entschlüpft aus dumpfen Hetzen.
Ich glaube an den roten Stier,
Im Traum hör ich Geklirr und Schüsse -
Madame, wißt Ihr genug von mir?
Nun frage ich - Sag "Du" und küsse!

Collection: 
1920

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Du saßt, als hättest du gewartet,
wie ich durch den Garten kam,
Du gabst dein Haar und bogst dich lächelnd,
da ich's in die Hände nahm.

Schrittst du vor mir, begann dein Leib
sich leise wie für mich zu drehn.
Du...

Madame will wissen, wer ich bin?
Madame will wissen, wo ich steh?
Madame will wissen, welchen Weg
ich kam aus einem frühern Leben?
Ich schwebe, stürze ich noch hin,
und sinke, wo ich geh,
ich wandre weit, wenn ich...

Er:
Löst Eure Flechten, Madame! Der Mund, wenn
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So strahlen Eure Zähne wie Blickfeuer in der Meeresnacht.
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Und Euer Höschen, Madame...

Dein glühend Reich dehnt sich von Ost nach West,
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...

Dein ist die Hand, die diesen Fächer hält,
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...