Zu Palermo ein burger saß,
Bernhardus Bucini, der was
Ein apodecker weyt erkandt,
Ein tochter het, Lisa genand,
Tugentreich und hoher vernunfft.
Nun es begab sich in zukunfft
In kurtz: König Peter mit nam
Von Naragoni dahin kam
Und hielt gar ein köstling thurnier
In aller ritterlicher zier,
Mit seim adel, könig und fürsten,
Und wen nach ritterschafft was dürsten.
Lisa, die junckfraw, auch zu sach,
Wie man durnieret, rendt und stach.
Der könig aber in dem stechen
Thet manch ritterlich spär zerbrechen
Inn seym küriß und guldin schilt.
Sich allso ritterlichen hielt,
Das er der jungkfrawen ob allen
Inn ihrem hertzen thet wolgfallen,
Und wart gen ihm in lieb verwund,
Waint trawrig seufftzent zu der stund.
Sie west, das ir trew lieb und gunst
Zum könig gentzlich war umb sunst.
Derhalb sie von der liebe schmertzen
Sich niderleget, kranck von hertzen
An schlaff und speiß etliche tag.
Dem tod offt rüfft in schwerer klag,
Verbarg doch ihr brinnende lieb.
Kein artzney halff, was man ir trieb.
Nun war ein geiger in der stat.
Zu bringen den die junckfraw bat.
Derselb Minutzo hieß mit nam.
Bald der zu der junckfrawen kam,
Dem sie haimlichen offenbart
Ir lieb, der ir nach gsanges art
Darauß macht ein kleglich gedicht
Und künstlich inn sein geygen richt
Und vor deß königs tisch das sung
Inn die geygen, das sehnlich klung.
Der könig fragt nach diesem lied.
Der geiger haimlich ihn beschied,
Wie ihn het diese junckfraw holt,
Vor grosser lieb nur sterben wolt.
Der könig wurd erweicht von hertzen
Ihn dawret der junckfrawen schmertzen
Und bey Minutzo ihr entbud,
Sie solt frisch sein und wolgemut.
Eh undergieng der sunnen schein,
Wolt er persönlich bey ir sein,
Sie trösten inn ihr liebe glüt.
Deß wurd erfrewet ihr gemüt.
Nun am hauß dieser krancken zarten
Da het ihr vatter ein lustgarten.
Darein reyt der köng nach mittag,
Gieng auch, da die kranck junckfraw lag
Inn ihres vatters hauß zu bett,
Grüst sie und freundlich mit ir redt,
Tröst sie in ihrer liebe brunst,
Sagt ir zu sein trew, lieb und gunst,
Gab ir ein kuß und sie umbfieng.
Darnach ein edlen jüngeling
Er ihr allda vermaheln thet
Und schencket ihm darzu zwo stet.
Allso mit wissen beyder alten
Wardt ein herrlich hochzeit gehalten.
Nach dem die hochzeit het ein end,
Der könig sich ihrn riter nennt.
So offt er rendt, fürt er ein kleyd,
Das im die lieb het zu bereyt.
So wurd bezalt ir strenge lieb,
Johannes Boccatius schrieb.
Lieb ist ein bitter kranckheit schwer,
So sprichet Hans Sachs, schumacher.
Anno salutis 1544, am 18 tag Novembris.
(Band 2 S. 201-203)
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Historia. König Peter inn Cicilia mit jungkfraw Lisa.
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