Ein hertzog, Gisilphus genandt,
Regiert Fryaul im welschen landt.
Romilda sein gemahel war,
Vier sün und zwo töchter gebar.
Als sie sassen in höchstem glück,
Beweist es in sein falsche dück.
Cacanus, ein könig sehr mechtig
Der Hungern, kam gezogen prechtig
Mit eim grossem heer in Fryaul.
Der hertzog rüßt sich, war nit faul,
Kam in entgegen in den tagen,
Wurd doch sampt allem volck erschlagen.
Romilda nam ir schetze groß,
Entwich darmit auff ir haubtschloß.
Cacanus, in zoren beweget,
Mit seinem heer das schloß beleget.
Als er eins tags wolt than ein sturm,
Rüst er sich zu nach krieges furm,
Reitt umb das schloß eygner person
Im küriß und köngklicher kron,
Geschmucket gantz gerad von leib.
Bald ihn sach Romilda, das weib,
Geschmuckt und so schöner gestalt,
Wurd sie in lieb entzündet bald,
So ungestümigklich verstricket
Und gar bald ire kuppler schicket.
Wolt er sie nemen zu der eh,
So wolt sie ihm auffgeben meh
Schatz und schloß sambt dem herzogthum;
Das der trewloß tyrann an numb
Und bey dem eyd ir das verhieß.
Ins schloß die feind sie haimlich ließ,
Die erschlugen da alle man.
Die weibsbild namens gfencklich an
Inn dienstbarkeyt zu ewing jaren.
Darundter ir zwo töchter waren.
Diß als das thöricht weib, nicht acht,
Durch lieb so doll und blind gemacht,
Und in solch wütender begierd
Sich als ein köngin schmuckt und ziert
Und dratt hinnauß mit gaylem mut
Uber ir todtes volck im blut.
Irs todten fürsten gar vergaß,
Der dennoch kaum erkaltet was,
Und als spat in das leger gieng.
Cacanus sie freundlich entpfing,
Hielt hochzeit und das weib beschlieff,
Und eh ein kurtze zeit verlieff,
Auß untrew er von ir auffstan,
Schickt uber sie zwölff starcke man,
Zu schenden sie da unverborgen
Die nacht biß an den hellen morgen
Frü ließ ers gefencklich an nemen,
Ließ sie abziehen und beschemen
Vor dem gantzen heer uberal
Und ließ ein lang spitzigen pfal
Dem geschendten trawrigen weib
Schmertzlich stossen durch ihren leib
Und in dem leger sie auffricht
Vor aller menschen angesicht
Und ließ sie also kleglich hangen.
Wainend thet sie seufftzend anfangen
Und verflucht ihr brünstige lieb.
Also inn grosser schand sie blieb
Gespist am pfal, biß sie war sterben,
Inn schmertzen gar ellend verderben,
Beschreybet uns Bocatius.
Beschluß.
Zwey ding merckt man zu dem beschluß:
Erstlich, das die lieb bethört und blend
Und bringt offt ein klegliches end,
Zum andern, das die tyranney
Ein wurtzel der grausamkeyt sey,
Darauß entsteht viel ungemachs
Inn aller welt, so spricht Hans Sachs.
Anno salutis 1545, am 13 tag May.
(Band 2 S. 210-212)