In Asia ein könig saß,
Selewcus der genennet was.
Der het ein weyb gar schön und zart,
Stratonices genennet wart.
Die war von leib gar uberschönet,
Dergleich mit tugendt uberkrönet.
Antiochus, des königs suhn,
Sein stieffmutter hertzlieb gewunn.
Haimlich sein lieb nam immer zu,
Het endtlich weder rast noch rhu.
Verborgen er vil seufftzer sencket.
Die lieb ihn lenger mehr bekrencket.
Doch het er scham und zucht so holt,
Das er nicht offenwaren wolt
Sein lieb, umb die königin zu werben,
Sonnder wolt eh vor liebe sterben
Und legt sich zu bett schwach und kranck,
Noß darnach weder speiß noch dranck
Und wolt also trostloß elend
Seiner lieb mit todt machn ein end.
Der alt könig ward hart betrübet,
Durch die ärtzt viel versuchens übet.
Doch war all artzney gar verloren.
Nun het er ein artzet erkoren,
Erasistratus war genandt,
Gar künstenreich mit sinn und hand
Tag und nacht bey dem jüngling blieb,
Merckt, das sein kranckheit käm auß lieb,
Die er im hertzen trug verborgen.
Der artzt berüffet auff ein morgen
Vom frawen-zimmer all jungkfrawen,
Eine nach der andren, zu schawen,
Inn sal, darinn der krancke lag.
Der artzt schawt auff und wol bewag,
Von welcher der kranck ob berürt
Die sein gestalt verwandlen würd.
Aber ob keiner da entgegen
Thet er sein farb, noch gmüt bewegen.
Zu letz als auch die köngin kam,
So bald der jüngling das vernam,
Auß seim angsicht brach ein notröten
Und schwitzt, das ihn die lieb thet nöten.
Sein puls und hertz gewaltig schlug,
Sein athen er mit seufftzen zug.
Nach dem im alle krefft entwichen,
Wart über all sein leib erblichen.
Alle liebzeichen sich begaben,
Die wir von Sapho bschriben haben.
Erst het der artzt ein gwisen grund
Seiner lieb, thet das noch niemand kund.
Weil es antraff die königein,
Wolt der artzt selb verschonen sein.
Doch thet ihn deß elenden armen
Jünglings von hertzen hart erbarmen
Und sich gegen dem könig neyget
Und ihm gar heymelich anzeyget:
Zu kranckheit ewren sun bewegt,
Das er haimliche liebe tregt.
Zu was weibsbild? der könig fragt.
Der arzt durch list hinwider sagt:
Sein lieb tregt er zu meiner frawen.
Der könig sprach: Auff all vertrawen
Ich bitt: hilff meim sun von dem todt!
Der artzet sprach: Ja; das walt Got!
Wo er ewer köngin lieb het,
Was gelts, wo ihr ein sollichs redt?
Der könig sprach: Wolt Got, das er
Die köngin lieb het mit beger!
Ich wolt im helffen auff den tag,
Weil mir nichts liebers werden mag,
Dieweil mein seel gantz henckt an ihm.
Als der artzt höret diese stim,
Sprach er: Die köngin ist die recht,
Darvon er die kranckheit empfecht.
Der könig sprach: Und ist das wahr?
Ließ versamlen des volckes schar,
Thet ein schöne oration
Und erwelet vor yedermon
Sein sun uber gantz Asia
Ein gewaltigen könig, da
Die köngin im zur gmahel gab.
Vom regiment so trat er ab,
Auff das sein sun nit gar verdürb,
In der brünstigen liebe stürb,
Wie Plutarchus die ding beschrieb.
Des schreibt Salomon von der lieb,
Wie sie sey starck, recht wie der todt,
Und bringt auch mannich mensch in not.
Derhalb sich yeder weisser hüt,
Beschließ sein seel, hertz und gemüt!
Das ihm kein solch lieb darinn wachs
Die ihn beschedig, wünscht Hans Sachs.
Anno salutis 1544, am 20 tag Junii.
(Band 2 S. 198-200)
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Historia. Der liebhabend könig Antiochus.
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