Ein erschröckliche histori von einer königin auß Lamparten.

Inn der Lamparder cronica
Leß wir, wie inn Lambardia
Ein kün-mutiger könig saß,
Der Alkinnus genennet was.
Derselb erschlug inn einem krieg
Den welschen könig; nach dem sieg
Ließ er deß todten hirnschal
Inn gold fassen zu eym pocal.
Darnach er zu der ehe nam
Die schön jungkfraw Rosimundam,
Des todten königs tochter zart.
Eins mals Alkinnus truncken wart
Zu Dietrig-beren ob dem mal
Und schenckt wein in die hierenschal,
Bot ihn zu gspöt der frawen sein.
Sprach: Seh! drinck mit dem vatter dein!
Die fraw verstundt es nit und tranck,
Erfur den hon erst uber lanck,
Wardt dem könig sehr tödlich ghas.
Eins tags er auß geritten was.
Nun was ein jungkfraw im hof-zimmer,
Mit welcher het gebulet immer
Ein ritter, das die köngin west.
Mit der legt sie es an zu lest,
Das sies ließ legen inn ir bett.
Zu nacht der ritter kummen thet,
Beschlieff die köngin unerkandt.
Darnach die köngin sich ihm nandt
Und sprach: Dem könig bin ich gram;
Meym vatter er das leben nam
Und uber das hab ich zu spot
Auch auß der hirenschalen todt
Meins lieben vaters trincken müssen.
Das muß er mit dem todt auch büssen.
Darzu hab ich dich außerwelt.
Derhalb thu als ein tewrer held!
Von heint uber acht nach wil ich
Die kamern öffnen haymelich,
Dem könig all sein wehr verbinden.
Da wirst in nackent, wehrloß finden.
Als-dann schlag ihn kecklich zu todt!
Laß mich sorgen (es hat kein nodt),
Wie ichs zu gutem ende bring!
Der ritter sich entsetzt der ding.
Er west den köng manlich und starck.
Da sprach zu ihm die köngin arck:
Wil dein schwerdt nicht den könig töden,
So sol seins in deim blut sich röten.
Mit der-gleich worten sie in zwang,
Das ir boßheit gwan ein fürgang.
Richt sich darnach mit allen dingen,
Den könig heymlich umb-zubringen.
Der ritter auff bestimpte nacht
Kam, eben als der könig wacht.
Der het beim bett ein lampen brinnen,
Und als er ward deß ritters innen,
Da fur er nacket auß dem bett.
Die fraw aber verknüpffet het
Sein schwerdt, das er es nit kund rucken.
Da ward er sein fuß-schamel zucken
Und wehrt sich mit, so starck er kundt.
Er ward aber gar hefftig wundt
Vom ritter, der im hart zusetzt.
Der könig ihn auch offt verletzt,
Wardt doch endtlich von ihm erstochen.
Die fraw aber, wie vor gesprochen,
Darzu verordnet het zwei pferdt,
Darauff sie luden grossen werdt
Von kleinat, silber, gold und gelt,
Und mit dem ritter obgemelt
Ritt sie in heimlich schneller eyl
Die nacht auß dem landt etlich meyl.
Gen Ravenna sie kheren thetten,
Da sie hernach auch hochzeit hetten,
Zerten ir geld und bliben dar.
Und darnach uber etlich jar
Ersach die fraw ein edelman,
Schön, jung, den sie auch lieb gewan.
Mit dem ihr ehe von newem brach
Und ward dem ritter feind darnach,
Tag unde nacht auch darauff dichtet,
Wie sie mit fug in auch hin richtet.
Endlich vergifftet sie ein wein,
Den sie ob tisch im schencket ein.
Er tranck, das gifft ihn krencken wur,
Und sprach: O du mördische hur,
Du hast mir in dem wein vergeben.
Trinck auch! aber es kost dein leben.
Die fraw wolt nicht und sich anrötet.
Mit blossem schwerdt er sie doch nötet,
Das sie den giffting wein auß tranck.
Zu hand der ritter nider sanck,
Dergleich das weib; mit blaichen farben
Sie bayde bey einander starben.
Also die göttlich grimmich straff
Dise zwey gar erschröcklich traff.
Der mordt und ehbruch ward gerochen,
Wie ein alt sprichwort ist gesprochen,
Mordt und ehbruch verberg sich nicht,
Sonder kumb mit der straff ans licht
Vol schaden, schand und ungemachs.
Vor dem bhüt uns Got! wünscht Hans Sachs.
Anno salutis 1536, am 14 tag Januarii.
(Band 2 S. 271-273)

Collection: 
1870

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