Vor jarn ein mechtig könig saß,
Der selb Artus genennet was,
Im reich Britania genandt,
Das man auch nennet Engelland.
Eins mals Artus betrübet wart
Von hertzen gar unmutig hart,
Das ihn nyemandt getrösten kund,
Wie hoch man sich des understund.
Nun war am hof Virgilius
Der kunst ein nigromanticus,
Der fragt den könig, was im wer,
Ob ihm villeicht möcht helffen er.
Der könig sprach: Dein schwartze kunst
Ist mir hilflos und gar umb sunst.
Fillius ließ nit ab zu fragen,
Auff hoffnung, im die sach zu sagen.
Der könig sprach: Mayster, ich hon
So bitter hefftigen arckwon
Gen meiner ausserwelten frawen.
Mich dunckt, ir ehr hab sie verhawen
Durch einen ritter wolgestalt.
Er sprach: Das wert wir innen balt,
Das ir die warheit secht mit augen.
Der könig sprach: Es wirdt nit taugen,
Das es möcht yemand mercken sunst.
Der maister sprach: Mit meiner kunst
Ich es zu wegen bringen khan.
Der könig sprach: So richt es an!
Der maister sprach: Zu diesen sachen
Müst ir ein brucken lassen machen,
Die ich zuricht nach meinem sin.
Wer darnach reytet uberhin
Und der sein eh vor hat gebrochen,
An dem bleibt es nit ungerochen.
So ich mein glöcklein laß erschallen,
So muß er von der brugken fallen
Ab inn des tieffen wassers fluß.
Bald gab im zu könig Artus
All seine werckleut, die er hat.
Die fürt der meyster für die stat
An das gross wasser Ramesis.
Darüber er da machen ließ
Inn kurtzer zeit ein schöne brucken
Von eytel gehawen werck-stucken,
Die het wol zwey und dreissig joch,
Ob dem wasser neun elbogn hoch.
Das pflaster dieser bruck allein
War von palliertem merbelstein
Und war nur dreyer spannen breyt.
Auch het die brugk zu bayder seyt
Kein lehnen-stain, sonder sie was
Glat ab, hel wie ein spiegel-glaß.
Mitten darauff setzt man ein thurn,
Deß wänd künstreich ergraben wurn.
Als nun die brugken ward volend
Künstlich von maisterlicher hend,
Fillius auff die brugken gieng,
Ein glöcklein in den thuren hieng,
Darnach er auff die brugk entwarff
Drey zirckel-kraiss, nach künsten scharff
Auff der mit und an bayden orten,
Darein er mit kriechischen worten
Grub etliche caractores
Mit werckzeug, seiner kunst gemes,
Der gleichen wunderlich figur.
Nach dem die brugken er beschwur.
Als nun die brugk gar wart bereyt,
Wurd es dem könig angeseyt.
Der schwieg und sich nit mercken ließ
Und einen hof anschreyben hieß
Inn seinem reich nahend und ferren
Den fürsten, graven und sein herren,
Der ritterschafft und allem adel,
Den frawen-zimmern ane dadel,
Gen Trimoantem bald zu kummen,
Inn sein haubtstat; bald das vernummen
Im gantzen reich seine regenten,
Da kam dahin auß allen enden
Ein herrschafft groß in sein hauptstat,
Darvor er auff gerichtet hat
An dem wasser in weytem feld
Von seyden vil köstlicher zeldt.
Darinn pflag man den edlen gesten
Mit essen, drincken nur des besten.
Mit sayten-spiel man ihn hofiret.
Mit süssem gsang wardt da quintiret.
Nach essen reyt man an die hetz
Zu jagen, paitzen und zu letz
Stiessen ihr etlich zu dem ziel,
Ir etlich trieben ritterspiel
Mit lauffen, fechten und mit springen,
Mit stechen, kempfen und mit ringen.
Da het man dentz, dort singend reyen.
Etlich giengen in mumereyen.
Noch het ob diesem schimpff und schertz
Der könig ein betrübet hertz.
Doch west kein mensch, was im anlag.
Als der hof het gewert drey tag,
Ließ er den drommeter aufblasen.
Zwen herolt da bestellet wasen,
Die rüfften auß der herrschaft zu:
König Artus wirdt morgen fru
Uber die schmalen brugken reyten.
Bit euch all, ir wölt ihn beleyten.
Darin thut ir im groß gefallen.
Das war ihn wol gemaynet allen.
Nyemand die haymligkeyt da west.
Frü kamen hofgsind und die gest
Zu roß ein ubergrosse meng.
Umb die bruck war ein groß getreng.
Der hofmeister ordnets alsander,
Orndlich zu reyten nach einander,
Und könig Artus reyt voron
Auff die bruck in eygner person.
Auff in reyt die zart köngin immer
Mit ihrem edlen frawen-zimmer,
Leis, fuß für fuß, nach adels sitten.
Nach dem ritter und graven ritten
Und ander herrschafft in gemein.
Als sie nun kamen wol hinnein
Auff die brucken, da ließ gehlingen
Virgilius sein glöcklein klingen.
Bald thet könig Artus umbschawen
Auff der brucken nach seiner frawen.
Da trat seins marschalcks pferd zu kurtz,
Das es nam einen ubersturtz
Hinein das tieffe wasser groß,
Das man sach weder mann noch roß.
Nach dem hub sich ein fallen an
Bayde von frawen unde man,
Von stam und adel hoch geborn,
Ab der brucken hinden und forn.
Hie filen zwen, da drey, dort vier,
Geleich wie in einen thurnier.
Im wasser wart ein grosses zabeln,
Ein sollich durch-einander-krabeln
Von roß und man, ein solch aufschwimen,
Zu land ein uber sehr auffklimmen
An den stauden und dem gestreuß,
Driff-naß als die getaufften meuß.
Iedoch geschach nyemand kein schad
Inn diesem kalten wasserbad,
Wann ieder auff sein pferdlein saß
Und reyt also dahin drieff-naß
Und wurd auß den ernstlichen sachen
Ein kurtzweyl und schimpfliches lachen,
Wann niemandt west die ursach schwer.
Mann maynet, es gschech angefer.
Allein der könig west die ding,
Darob hertzliche freud entpfing,
Das sein fraw war noch ehren-frumb
Und auch der ritter streng darumb,
Den er mit ir verzicket het.
Nach dem den hof erhalten thet
Mit grossem kost dreyzehen tag
Inn aller fröligkeit an klag.
Nach dem in allen urlaub gab.
Mit freuden schied die herrschafft ab,
Ein yedes zu seym regiment.
Also hat diß geschicht ein end.
Der beschluß.
Hört, was die bruck bedewten sey!
Das laster der ehbrecherey
Das ist verzaubert und verglenst
Mit eytel teuflischem gespenst,
Das es so wol und hertzlich liebet;
Und wer sich nun darauff begiebet,
Der wirdt doll, töricht und geblendt;
Sein gferligkeyt er nit erkendt,
Sicht er gelich das groß wasser wol;
Dewt: ebruck stecket unglücks vol;
Und sicht auch etlich darein fallen,
Gedenckt er: Es geschieht nit allen.
Nun ist die bruck an ehren schmal,
Unlöblich, schendlich uberal,
Darzu sie auch kein lehnstain hat,
Darzu gantz häl, schlüpfrig und glat.
Wo eym ein fuß entschlupffet schon,
Hilflich ist ihm kein bidermon.
Auch ist die bruck fast lang und hoch
Und hat in trübsal mannich joch
Und ist im grund ein bitter leyden
Durch eyfern, klaffen und durch meyden,
Das er an ruh täglichen treybet,
Also beharlich darinn bleybet,
Und wenn ihn dunckt, er sey am festen
Und sey der schimpff am aller-besten,
Als denn das thuren-glöcklein klinget;
Bedeut, das zeyt das stündlein bringet.
So dritt er fäl und thut ein hal
Inn unglück, schanden und trübsal,
Inn armut, kranckheit, angst und not,
Inn feindschaft gen menschen und Got
Mit unüberwindlichem schaden.
Wenn man denn sieht im unglück baden,
Wirdt er den leuthen ein gelechter.
Man spricht: Ey, ey, das ist ein rechter.
Er bulet creutzweiß durch die stat.
Den spot er denn zum schaden hat
Und sitzt da, wie ein nasser dachs.
So spricht zu Nürenberg Hans Sachs.
Anno salutis 1530, am 9 tag Januarii.
(Band 2 S. 262-267)