Zauber

Du aller Herzen, aller Augen Weide,
Die uns in jeder Tracht auf's neu' entzückt:
Denn immer bist Du durch Dich selbst geschmückt,
Im Festgewand so wie im schlichten Kleide;

Nur Ein Gewand, ein Himmel ist's von Seide,
Das schon zu denken mein Gefühl beglückt,
Da sich in ihm Dein Wesen ausgedrückt,
Ist doch Dein allerwürdigstes Geschmeide,

Voll Reiz und Pracht, voll hoher Würd' und Milde:
Es locket Mild' und Reiz sich anzuschmiegen,
Doch Würd' und Pracht heißt solchen Wunsch besiegen.

So steigt vor Dir und Deinem Ebenbilde
Des Blickes Sehnsucht, der nichts kann genügen
Als in dieß Meer von Anmut zu versiegen.

Collection: 
1816

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