Das Mittel

So darf mein Arm den Deinen nie berühren,
Gönnst Du mir auch das Glück Dich zu geleiten!
Und will ich Deine Hand zum Munde führen,
Mit welcher Anmut weiß sie zu entgleiten!

Muß nicht Dein Weigern mich nur mehr verführen,
Dich reizende Gestalt mir zu erbeuten? -
Ich hoffe nicht durch Flehen Dich zu rühren,
Allein zu kühnern Mitteln kann ich schreiten!

Magst Du auch ewig meinem Arm entrinnen,
Du schärfest um so mehr die Kraft der Augen,
Die insgeheim mit Blicken Dich umspinnen;

Und wie die Blumen still das Licht der Sonnen,
So streben küssend sie Dich einzusaugen,
Bis sie Dich ganz auf ewig sich gewonnen!

Collection: 
1816

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