Heidedämmerung

Wie flammten damals Büsche doch und Wälder
In einem fremden, großen Abendlicht!
Waldhin ging's durch die ährenblonden Felder -
Wir flogen fast - wir wendeten uns nicht ...

Und du voran; stumm - und nur manchmal brannte
Dein Blick kurz auf; - es blendete mich fast ...
Und weißt du, was ich tief aus ihm erkannte?
Die große Sonne war bei uns zu Gast!

Die große Glut des Glückes ohne Worte,
Die weit entfliehen will aus heller Welt,
Und die beflügelt eilt an stille Orte,
Wo gnädig reicher Zweige Vorhang fällt ...

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
Hier ist die Heide! uns umhegt die Stille.
Ich weiß nur noch, daß du auf Erden bist -
Es wacht die Sehnsucht, und es schläft der Wille -
Die Zeit lebt nur, die mir dein Atem mißt ...

Dein Kuß hebt mich in wundervolle Schwülen;
Wir lieben uns so sehr, so wonnejung -
Nicht denken will ich mehr - nichts, nicht als fühlen -
Sinkt auf uns nieder, - Heidedämmerung! ...
- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -
  aus: Offenbarungen. Dichtungen von Alberta von Puttkamer
Stuttgart 1894

Collection: 
1885

More from Poet

Es giebt so stille Stunden, wo das Leid,
Gleichwie das Glück in uns zu schlafen scheinen.
Wir sind vielleicht zu müde, um zu weinen,
Zu müde auch vielleicht zu Seligkeit.

Gleichwie im Schlaf zu hoher Mittagszeit
Die Waldesfee,...

Du weißt, daß du die Sonne bist,
Die meine Seele bringt zum Blühen;
Doch birgst du hinter Lenzgewölk,
In Trotz und Spiel, dein Strahlenglühen.

Nun steht mein armes Herz weitab,
Verschmachtend in dem Wolkenschatten,
...

Die Blume, die ich dir im Garten brach,
Sie hat im wilden Sturm der Nacht gestanden,
Und ward zur Morgenzeit in Thränen wach,
Die erst im heißen Mittaglichte schwanden.

Sie zittert nur - noch ist ihr Duft nicht todt -
So leg'...

Im Mondesdufte schwimmt rings das Thal -
Die Wasser rauschen und rinnen;
Die Bergesfirnen leuchten so fahl -
Wir wandern schweigend von hinnen.

Da hinter uns liegt ein helles Haus,
Drin feiern sie Hochzeit mit Singen -...

Sie kamen von Nord und Süden
Und hatten sich nie gekannt -
Doch bald umfing die Beiden
Ein süßes, enges Band.

Sie haben sich nicht in Worten
Ihr junges Leiden geklagt;
In Liedern nur und in Tönen
Da...