An dem Königsschloß, in Sommernächten
Wird im Garten rings ein Flüstern wach,
Wo die Lauben sich am engsten flechten,
Duftend, zum verschollenen Gemach.
Und die junge Fürstin neigt sich nieder
Und umfängt den Edelknaben warm;
Der zu Tage scheu nur hebt die Lider,
Hält sie Nächtens kühn in seinem Arm.
"Süßer, daß wir im Verbotnen schlürfen
Von dem bitterschönen Lebenstrank,
Daß wir nicht das Glück bekennen dürfen,
Macht mich in der Seele wund und krank.
Siehst Du draußen auf den dunklen Blüthen
Leuchtend jene grauen Käfer schwirrn?
Wie wenn reiche Diamanten glühten,
Krönend eine junge Königsstirn.
Tages siehst Du kaum die grauen Kleinen;
Nur im Dunkeln wacht empor ihr Licht,
Wenn in Sehnsucht Nachts die Blumen weinen,
Dann erglüht ihr strahlendes Gesicht."
Und sie legt lebend'ge Diamanten
Ihm als Krone in das Dunkelhaar -
"Wie uns Beiden aus dem Tag Verbannten
Nachts nur funkelt unsre Liebe klar,
Wie sie Nachts die Leuchtkraft darf enthüllen,
Die der Tag verdammt zu grauem Nichts,
So entwirken sich, entrückt im Stillen,
Schöngeflügelt jetzt die Funken Lichts."
Und die beiden Edelkinder weinen,
Und im Garten fällt ein scharfer Thau ...
Als die ersten Morgenlichter scheinen,
Ward die Krone ihm zu Häupten grau ...
aus: Dichtungen von Alberta von Puttkamer
Leipzig 1885