An mein Herz

Mein armes Herz, ich höre bang dich klagen,
Daß Lieb' und Glück dem Zeitenflug erliegen;
Doch glaub: der Schönheit Born kann nicht versiegen,
Und Holdes blüht auch in der Zukunft Tagen.

Glanzvoll wird manch ein Frauenbild noch ragen,
Noch manch ein Leib in Ebenmaß sich wiegen,
Der Anmuth Reiz wird dich noch oft besiegen
Und lichtumstrahlt dich ganz in Fesseln schlagen.

Und mag auch nie ein Weib sich traut dir gatten,
Magst nie du ruhn in brünstigem Vereine,
Mein Herz, laß nimmer Gram dich drob verzehren!

Enttäuschung folgt der Liebe stets als Schatten,
Und Weisheit ist's: beglückt vom schönen Scheine
Das Holde schaun und niemals es begehren.

Aus: Nacht und Sterne
Neue Gedichte von Albert Möser
Halle Verlag von G. Emil Barthel 1872

Collection: 
1890

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